The London Column

Der Tod von Hugh Masekela im Januar hat uns allen das riesige Vermächtnis südafrikanischer Musik im Vereinigten Königreich ins Gedächtnis gerufen – ein Thema, das eigentlich viel zu weitläufig ist, um ihm mit dieser kleinen Kolumne gerecht zu werden. Südafrikanische Musik hat viele der heute bekannten Jazzmusiker in London nachhaltig beeinflusst. Da ist zum Beispiel Django Bates, der sechs Jahre lang in Dudu Pukwanas Band gespielt hat. Er erinnert sich noch lebhaft daran, wie diese Musik hier in London ankam und gleich einschlug: „Musiker wie Dudu, Chris McGregor, Louis Moholo und Harry Miller ‚krachten‘ in den sechziger Jahren in die Londoner Improv-Szene und brachten die Sonne und die Wärme und Offenheit mit, die Kennzeichen der Folkmusik ihrer Heimat ist, nach der sie sich sehnten.“

Aus meiner Sicht war dies eine breite Bewegung passionierter Musiker mit einer politischen Botschaft. Es waren immer mehr als nur ein paar Leute. In den letzten zehn Jahren mögen Abdullah Ibrahim und Hugh Masekela die bekannten Namen gewesen sein, die regelmäßig die Konzerthallen füllten, aber die intrinsische Stärke ihrer Musik kam aus einer breiteren Bewegung. Im Rahmen des South Coast Jazz Festivals im Januar besuchte ich zum Beispiel ein Konzert der Brotherhood of Breath mit Annie Whitehead (tb) und Steve Argüelles (dr). Die Gruppe fand sich unter der Leitung des früheren Loose-Tubes-Mitglieds Julian Nicholas zusammen und spielte eine Musik, die mit ihrem authentischen Schwung viel öfter auf Festivals zu hören sein sollte. Zum Glück ist das Konzert aufgenommen worden, und die schiere Passion dieser Musik wird deshalb kein Geheimnis bleiben.

Ein weiteres ehemaliges Mitglied von Dudu Pukwanas Band ist Adam Glasser, der sowohl Klavier als auch Mundharmonika spielt. Er lebt in London, hat aber einen wichtigen Musikpreis in Südafrika gewonnen, den SAMA für Jazz. In seinem Projekt für ein neues Album mit dem Johannesburger Pianisten Bokani Dyer will er „südafrikanische Jazz-Standards aufnehmen, die bisher nicht genug Würdigung fanden.“ Darauf finden sich Kompositionen des verstorbenen, einst in London ansässigen südafrikanischen Musikers Bheki Mseleku, der von vielen Musikern auch heute noch verehrt wird.

Und warum diese Musik? Django Bates betont ihre Unbedingtheit: „Dudu zeigte mir, dass es nicht genug ist, Musik zu schreiben, zu proben und zu spielen – sie muss mit jedem Atemzug mit voller Kraft von der Bühne ins Publikum projiziert werden.“

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website www.londonjazznews.com und macht Podcasts und Dokumentarberichte fürs Radio.