Like a Jazz Machine

Dudelange

© Peter Bastian

Von Peter Bastian. Mit Like a Jazz Machine hat das regionale Kulturzentrum Opderschmelz in Dudelange 2012 ein internationales Jazzfestival installiert und sich damit zu Luxemburgs Jazz-Hauptstadt gemacht. Auch in seiner elften Ausgabe und unter seiner neuen Leiterin Patricia Jochheim präsentierte das kleine, aber feine Festival wieder viele Musiker*innen aus der erstaunlich reichen Jazzszene des Landes, das gerade mal 650.000 Einwohner zählt. Mit der Jazz/Takes Supergroup um Bill Evans und Harvey Mason hatte das Festival ein internationales Schmankerl im Programm, mit Stanley Clarke N‘4Ever einen absoluten Hammer.

Der 71-jährige Bassist kam mit federndem Gang auf die Bühne und stimmte mit seinem Quintett und zunächst auf dem Kontrabass George Dukes locker-flockiges „Brazilian Love Affair“ an. Später gab es ein hinreißendes „Goodbye Pork Pie Hat“ und Arrangements zum Dahinschmelzen von „500 Miles High“ oder „Spain“ aus seiner Zeit mit Chick Coreas Return to Forever in den 70er Jahren. Clarkes Auftritt stand beim Festival einfach über allem, selbst wenn man das bis an den Wahnsinn grenzende Duo mit seinem hyperaktiven Drummer Jeremiah Collier über „School Days“ mit einrechnet, das einfach zu lang war.

Der Schweizer Posaunist Samuel Blaser zählt schon lange zu den interessantesten Musikern Europas. Jetzt hat er auf Routes Reggae mit Jazz vermischt und damit in Dudelange für einen weiteren Höhepunkt gesorgt, zumal er mit Soweto Kinch (sax), Alex Wilson (keyb), Ira Coleman (b) und Edwin Sanz (dr) eine super Liveband zusammenhatte. Auch Mathieu Clement (dr), Luxemburger und eigentlich noch Student in Köln, sorgte mit seinem Sextett für überraschend reif klingende, auf Bebop basierende Sounds. Von ihm kam sehr hörenswerte Perkussionskunst, und auch seinen Saxofonisten Asger Nissen muss man im Auge behalten. Der israelische Saxofonist Shauli Einav beschwor mit seinem Quartett und den Mitteln des modernen Mainstream überzeugend die musikalischen Geister seiner Jugend zwischen Jamiroquai, The Prodigy und David Bowie. Der Free-Spirit der 60er erklang sehr mitreißend, als der belgische Saxofonist Manuel Hermia mit Jean-Paul Estievenart (tp), Samuel Blaser (tb),

Manolo Cabras (b) und Joao Lobo (dr) zwischen Notiertem auch Kollektivimprovisationen zum Besten gab. Heavy und erfrischend moderne Jazzsounds kamen dann noch von Tele-Port mit Jeff Herr (dr), Zhenya Strigalev (sax), Jérôme Klein (keyb) und Pol Belardi (b).

Weniger aufregend fielen die beiden Konzerte der Gitarristin Veda Bartringer und des Gitarristen Greg Lamy im neuen Kulturzentrum Neischmelz aus. Beiden gelang es nicht, den Funken überspringen zu lassen. In krassem Gegensatz dazu stand das Konzert des luxemburgischen Pianisten Michel Reis, das zu einem weiteren Höhepunkt des Festivals geriet. Zu seinem Trio gehören Robert Landfermann (b) und Jonas Burgwinkel (dr), und für dieses Projekt hatte Reis die United Instruments of Lucilin, ein Streichquartett mit Flöte, Klarinette und Perkussion, eingeladen. Was hier erklang – an den Grenzen von zeitgenössischer Musik und Jazz –, war schlichtweg atemberaubend.