London Column
„Glanzpunkt des Abends“, „die Überraschung des Outreach Festivals 2025” (CONCERTO-Magazin) – der erste Auftritt der Trompeterin Alex Ridout als Bandleaderin in einem deutschsprachigen Land sorgte im August definitiv für Aufsehen, und der Grund, warum ich sie in dieser Kolumne vorstellen möchte, ist, dass wir im kommenden Jahr noch viel mehr von ihr hören werden. Ehrlich gesagt habe ich aber Zweifel, ob es richtig ist, ihren Aufstieg als einen Wendepunkt oder eine neue Geschichte zu sehen. Denn für einige wichtige Musiker ist dieser Aufstieg eher die logische Fortsetzung eines Trends.
Kit Downes, der Alex Ridout schon seit ihrer Teenagerzeit kennt, meinte zu mir: „Alex produziert große Wellen, und das ist prima. Ihre Musikalität wird immer besser. Es ist super, mit ihr zu spielen. Außerdem ist sie ein toller Mensch – sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, mit einem offenen Ohr und einer offenen Einstellung. Alex Ridout ist echt klasse!“ Dave Douglas hat ihr gerade eine wichtige Rolle in seinem FONT-Festival in New York und insbesondere in seinem Alloy Ensemble gegeben und ist voll des Lobes: „Es gibt nur wenige Musiker mit einer so breiten Vorstellungskraft, die sich mit derselben Leichtigkeit in eine Band eingliedern.“
Sie hat aber noch mehr Fans unter Top-Musikern: Da ist Pablo Held, der viel mit ihr zusammengearbeitet hat, und im kommenden März wird sie als Mitglied des Quartetts von Jochen Rueckert auf Tournee durch Deutschland, die Schweiz und Belgien gehen. Und ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich im kommenden März gerne in Binz im Nordosten Deutschlands bei einem besonders faszinierenden, ja sogar verrückten, einmaligen Konzert unter dem Motto „Nicht ganz klassisch – Ridout trifft Ridouts“ dabei wäre. Dies ist eine Geschichte über enge Verbindungen in der zutiefst musikalischen Familie Ridout. Der Künstlerische Leiter des Festspielfrühlings Rügen 2026 ist Alex Ridouts Cousin, der klassische Top-Bratschist Tim Ridout, und er hat Alex und ihren Bruder, den Saxofonisten Tom, zu einem Auftritt eingeladen.
Die Backstory: Es ist jetzt neun Jahre her, seit sie den BBC Young Musician Jazz Award 2016 gewonnen hat, und die letzten fünf Jahre hat sie in New York verbracht, wo sie zunächst an der Manhattan School of Music studierte, u.a mit Ingrid Jensen. Seitdem ist sie in der Szene aktiv. „Es hat sich einiges für mich getan, was echt schön ist“, mit regelmäßigen Auftritten in Ornithology, Smalls und The Jazz Gallery. Sie mag die Balance zwischen der Mitwirkung an Projekten anderer Musiker (Samara Joy, Jochen Rueckert) und der Leitung ihres eigenen Quartetts mit Yvonne Rogers am Klavier, Simón Willson am Bass und David Sirkis am Schlagzeug. Dieses Quartett wird voraussichtlich im November in New York sein Debütalbum aufnehmen. „Mit Spannung erwartet“ ist ein riesiges Understatement!
Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website ukjazznews.com



