23. ZKB Jazzpreis
Zürich

© Nadine Kägi
Von Lukas Martin. Wer an die Schweiz denkt, denkt nicht unbedingt an Jazz. Dabei hat unser südlicher Nachbar einiges vorzuweisen. Immer wieder schaffen es junge Schweizer Jazzmusiker*innen, international auf sich aufmerksam zu machen. Einen großen Anteil daran hat ein kleines Festival in Zürich.
Schon zum 23. Mal wurde im Zürcher Jazzclub Moods das ZKB Jazzpreis Festival durchgeführt. Bei diesem mehrtägigen Wettbewerb spielen sechs Bands aus der ganzen Schweiz um den höchstdotierten Nachwuchspreis des Landes im Bereich Jazz, dessen Gewinn häufig auch die Aufnahme in die prioritäre Jazz-Förderung der Stiftung Pro Helvetia bedeutet. Bewertet werden sie von einer internationalen Experten-Jury.

© Nadine Kägi
Nominiert waren in diesem Jahr Bands, die sich musikalisch mit klarem Bezug zur Jazztradition, modernem Jazz, Nu-Jazz bis hin zu TripHop-inspiriertem, jazzbeeinflusstem Synthesizer-unterlegtem Hybrid-Pop bewegten. Das Prozedere: Von den sechs Nominierten treten an jedem Abend jeweils zwei auf. Danach trifft sich die Jury und diskutiert. Die beiden besten Bands treten im Finale gegeneinander an und spielen um den Sieg. Die Gewinnerband wird mit 15.000 Franken in ihrem Musikschaffen unterstützt, für die Zweitplatzierten gibt es 5.000 Franken.
Am Finalabend duellierten sich die Westschweizer Gruppe Ace Ross und die Berner Band alpha-ray um den ersten Preis – und lieferten ein Spektakel. Wer es nicht glaubt, kann die Konzerte auf der Streaming-Webseite des Moods kostenlos nachschauen. Die Jury war sichtlich beeindruckt von den Auftritten und tat sich entsprechend schwer, eine Entscheidung zu treffen. Jurymitglied Gregory Hutchinson betonte bei der Preisverleihung: „In einem solchen Wettbewerb gibt es keine Verlierer – am Ende zählt, das gemeinsam Musik gemacht wurde.“
Schließlich überzeugte Ace Ross die Jury. „Ace Ross hat uns nochmals überrascht. Bei ihnen überzeugten das starke Interplay und die ausgeklügelten Kompositionen. Die vier vielversprechenden jungen Musiker spannten von Beginn bis Schluss einen Spannungsbogen, der den ganzen Club in seinen Bann zog“, so die Urteilsbegründung. Doch auch für die zweitplatzierten alpha-ray hatte die Jury nur Lob übrig: „Alles an ihnen stimmt. Sie besitzen eine eigene Sprache, klingen fantastisch zusammen und haben einen richtigen Bandsound. Der Klang fühlt sich ,ganz‘ an – und sie liefern eine richtige Show!“
Der Preis fördert nicht nur die jungen Musiker*innen und bietet ihnen eine Bühne, um ihr Werk in einem der renommiertesten Jazzclubs der Schweiz einem fachkundigen Publikum zu präsentieren, sondern gibt ihnen beim Festival selbst auch die Möglichkeit, sich untereinander und auch mit der internationalen Szene zu verknüpfen. Dass dieses Konzept Früchte trägt, war an jedem Abend spürbar. Die Bands zeigten in der Vorrunde eine eindrückliche Bandbreite und vor allem die Vielfalt der Schweizer Szene auf. Ein Blick auf die ehemaligen Preisträger*innen und Nominierten zeigt zudem, wohin der Weg nach der Teilnahme führen kann. Hildegard Lernt Fliegen, Sc’ööf, District Five oder das Marie Krüttli Trio schafften vom ZKB Jazzpreis den Sprung in die internationale Szene.
Auch das Publikum darf einen Preis vergeben. Jede und jeder kann für seine Lieblingsband abstimmen und ihr so einen erneuten Auftritt im Moods schenken. In diesem Jahr ging der Preis an das Duo Samson Philipps. Das lohnt sich nicht nur für die Band, sondern auch für das Publikum. Als Preis lockt hier unter anderem ein kleiner Fairtrade-Goldbarren, der unter allen Abstimmenden verlost wird – eine demonstrative Wertschätzung, die für jemanden aus einem Land, in dem seit Jahren Kulturförderung mit Kürzen gleichgesetzt wird, geradezu erschütternd ist.



