European Jazz Conference

Novara

Von Christine Stephan. Nachdem Helsinki, Budapest, Wrocław, Lissabon und Ljubljana in den vergangenen Jahren Schauplatz der European Jazz Conference waren, fand sie in diesem Jahr im norditalienischen Novara statt. Dort diskutierten Mitglieder, Gäste, Künstler und Referenten aus dem Dunstkreis des European Jazz Network über Ideen, Herausforderungen und Möglichkeiten, wie dem Jazz und der Musik allgemein Seelenfutter gegeben werden kann. „Feed your Soul“ war das vielversprechende Motto der Konferenz in Piemonts kleiner Großstadt, die dem Geschehen allen Befürchtungen zum Trotz gewachsen war. Auch wenn Corrado Beldì, der Präsident von I-Jazz, dem italienischen Verband der Jazzfestivals, und künstlerischer Leiter von NovaraJazz, zum Abschluss der Konferenz die Teilnehmer bat: „Kommt alle wieder, nur bitte nicht wieder alle gleichzeitig.“

Es gab Showcases auf sehr hohem Niveau, zum Beispiel von Ludovica Manzo und Alessandra Bossa, die sich O-Janà (Neapolitanisch für Hexe) nennen. Die beiden beeindruckenden Frauen sind mit viel Ausstrahlung zwischen Ambient, Ethno, freier Improvisation und Elektronik unterwegs. Hobby Horse ist das Trio von Dan Kinzelman, Joe Rehmer und Stefano Tamborrino mit einem wilden Mix aus zeitgenössischen elektro-akustischen Sounds, deren Spektrum von experimentellem improvisierten Kammerjazz bis hin zu Techno und HipHop reicht. Aber auch Galakonzerte, wobei junger und ehrwürdiger italienischer Jazz aufeinandertrafen wie beim Auftritt des Franco D’Andrea Octet mit Gianluca Petrella.

© Emanuele Meschini

Bei Debatten, Panels und Keynote Speeches waren in diesem Jahr unter anderem die chinesische Komponistin und Multi-Instrumentalistin Du Yun und die zeitgenössische Künstlerin Tania Bruguera aus Kuba zu erleben. Gleich nach der Eröffnungszeremonie der EJC gab die in New York lebende Chinesin ihre Erkenntnisse preis, wie Musik und Kunst die Seele nähren können. Bruguera referierte anderntags in einem sehr bemerkenswerten Beitrag über die Umwandlung von sozialem Affekt in politische Effektivität, also darüber, wie „Kunst auf das politische Alltagsleben angewendet werden kann“. Reiner Michalke, aktuell Leiter des Kölner Stadtgartens und in Zukunft Direktor der Monheim Triennale, sowie die quirlige Kanadierin Rainbow Robert (Vancouver International Jazz Festival), die den Monheimern beratend zur Seite steht, zeigten in ihren Beiträgen „Neue Wege der Programmgestaltung“. Manchmal aber sind die spontanen Dinge die spannendsten und effektivsten: „Cultureholic“ Minnakaisa Kuivalainen (Tampere Music Festivals, Finnland) rief auf zum Zusammenschluss von Frauen, die im Kulturbereich tätig sind. Auf Anhieb ergab sich ein Treffen, bei dem schnell klar wurde, dass dies nicht nur ein Thema ist, das zahlreiche Interessentinnen lockte, sondern dass es offensichtlich innerhalb des europäischen Jazz darüber Gesprächsbedarf gibt. Die nächste European Jazz Conference findet in der bulgarischen Hauptstadt Sofia statt – Сбогом!