London Column

Ich habe Kit Downes einmal gefragt, was seine Ambitionen sind, und er sagte: „Mich weiterzuentwickeln, mich an eine große Bandbreite von Stilen anzupassen und Musik zu machen, mit der sich die Leute identifizieren können. Darum geht es doch, oder?“ Diese Antwort erschien in einem Artikel über ihn, den ich 2009 für den DAILY TELEGRAPH geschrieben habe. Das war kurz nach Downes‘ 23. Geburtstag.

Erstaunlich ist, wie treu er dieser Vision im Großen und Ganzen geblieben ist. Heute gilt er als einer der führenden Pianisten und Keyboarder in Europa und hat dieses Jahr den Paul Acket Award des North Sea Jazz Festivals gewonnen. Aus der Laudatio: „In verschiedenen künstlerischen Kontexten ist Kit Downes ein brillanter Künstler, Komponist und Improvisator im Zentrum der instrumentalen und musikalischen Innovation.“ Mit anderen Worten: Heute wie vor 15 Jahren ist er an einer Vielzahl von Projekten beteiligt, die er sich ausgesucht hat.

Deshalb wollte ich mich noch einmal mit ihm unterhalten, um ein Update über die Breite seiner aktuellen Projekte und Alben zu bekommen. Er lebt jetzt in Berlin, hat aber immer noch enge Verbindungen zur Szene hier in Großbritannien, und ein neues Album mit Norma Winstone bei ECM, Outpost of Dreams, wird am 5. Juli veröffentlicht. Kit Downes arbeitet auch in dem schon lange bestehenden ENEMY-Trio mit, zu dem auch der Schlagzeuger James Maddren gehört. Die beiden waren direkte Zeitgenossen an der Royal Academy of Music. Er erzählte mir, dass er sich viel von einer neuen Gruppe verspricht, die er in Berlin mitgegründet hat: Exhaust ist eine frei improvisierende Band mit der Saxofonistin Camila Nebbia und dem Schlagzeuger Andrew Lisle.

Ein weiteres Zeichen dafür, dass er seine Karriere selbst in der Hand hat, ist die Tatsache, dass seine Alben bei verschiedenen Labels in ganz Europa erscheinen. Das Trio Shadowlands mit dem Saxofonisten Robin Fincker und der Sängerin Lauren Kinsella nahm Ombres für das Label BMC des Budapest Music Centre auf, und ein neues Album mit Andrew Cyrille und Bill Frisell, Breaking the Shell, wird im Herbst bei Sun Chungs Label Red Hook Records erscheinen. Seine Verbindung zum Bimhuis in Amsterdam erweist sich ebenfalls als fruchtbar, mit Aufträgen für ein großes Ensemble unter dem Namen DR. SNAP.
In dem Artikel von 2009 hatte ich geschrieben: „Er hat eine faszinierende Karriere vor sich, die man im Auge behalten sollte.“ Das gilt auch heute noch.

Sebastian Scotney betreibt die Website UK Jazz News.