Jazzfestival Gronau

© Stefan Streitz

Von Stefan Streitz. Im westfälischen Gronau wurde Jubiläum gefeiert. Zur 30. Ausgabe des örtlichen Jazzfestivals lockten Organisator Otto Lohle und sein Team wieder einmal mit feinem Händchen zahlreiche Besucher aus der Region und den nahen Niederlanden. Der Auftakt machte mit einem Trio der besonderen Art schon mächtig Appetit auf mehr, denn Helge Schneider (hammond-org), Pete York (dr) und Henrik Freischlader (g) hätten das Festival gar nicht entspannter und feinsinniger beginnen können. Anschließend bot die prächtig aufgelegte WDR Bigband mit Gastsolist und Leader Christian McBride am Kontrabass Swing und Gebläse auf allerhöchstem Niveau, wobei Solisten wie Paul Heller, Karolina Strassmayer, die Horn Section und McBride selbst gefielen.

Auch im weiteren Verlauf des Festivals hatten Bassisten viel zu sagen. Richard Bona und Marcus Miller bescherten dem Publikum mit ihren jeweiligen Bands einen faszinierenden Abend. Bona war mit seiner Mandekan Cubano Band direkt mitten im lateinamerikanischen Groove und hatte das Publikum jederzeit rhythmisch im Griff. Er überzeugte aber auch mit feinsinnigen sphärischen Momenten vor allem während der Gesangseinlagen, die seine Wurzeln in Kamerun erkennen ließen. Mit einer Ballade am Klavier gönnte er den Zuhörern zum Abschluss eine Atempause vor dem folgenden amerikanischen Bassgewitter. Marcus Miller hatte bei seinem dritten Besuch in Gronau leichtes Spiel, und auch er präsentierte sich äußerst entspannt und gelassen. Geradezu beschwörend packte er die Menge mit seinen Basslinien, denen die Mitstreiter in der Band bis in die tiefsten Untergründe folgten. Angetrieben von Drummer Alex Bailey ging es durch ein zweistündiges Konzert der Extraklasse. Miller erweiterte die Farbpalette mit der Bassklarinette um melancholische Töne und bewegte die Zuschauer mit Worten über den nur drei Wochen zurückliegenden Tod seines Vaters.

Auch der Pop hatte wieder einen hohen Stellenwert in Gronau. Amy Macdonald gab sich die Ehre in einem schnell ausverkauften Konzert und gewann mit viel vertrauter Musik die uneingeschränkte Zuneigung der Anwesenden. Die südafrikanische Gesangsgruppe Ladysmith Black Mambazo verwandelte eine Kirche in einen Gesangs- und Tanztempel, und Kneipenkonzerte wie Straßenmusik gaben der 30. Festivalausgabe einen zusätzlichen Glanz. Am Sonntagnachmittag bot Götz Alsmann einen jazzigen, italienisch geprägten Ohrenschmaus, der anschließend durch ein Funk-Feuerwerk der besonderen Art noch gesteigert wurde: Nils Landgrens Funk Unit und Tower of Power verwandelten die Bürgerhalle in einen Hexenkessel – auf jeweils unterschiedliche Weise: Landgren auf die schwedische Art vornehmlich gelassen und Raum bietend, die amerikanischen Urgesteine dagegen mit messerscharfen Bläsersätzen. Unter der Leitung von Emilio Castillo verzückten sie gekonnt vertrackt die tanzwütigen Zuhörer mit einem Groove, vor dem es kein Entkommen gab.

© Stefan Streitz