23. Jazztage

Hilden

Von Srđan Keko. Die einzigen Misstöne der 23. Hildener Jazztage lieferte das Wetter, sonst waren sie ein polyphoner Wohlklang. Der Schlagzeuger Peter Baumgärtner, der im Februar junge 60 wurde und davor viele Jahre lang sehr kompetent das Programm der Düsseldorfer Jazzschmiede gestaltet hatte, organisierte mit seinem Team zum 23. Mal gewohnt verlässlich ein Jazzfestival, das sich durch Vielfalt, die gelungene Kombination bekannter und weniger bekannter Namen und eine freundlich-freundschaftliche Atmosphäre auszeichnete.

Das Pablo Held Trio eröffnete am Dienstag mutig ohne Set-List und Absprachen, das Publikum in einen schönen Flow verstrickend. Am Mittwoch trugen die 9- bis 16-jährigen Teilnehmer des nur vierstündigen Jazzworkshops der Musikschule Hilden zwei Songs vor, dann zelebrierte das Tobias Hoffmann Trio freudig lustvolle Gitarrensongzerlegungen, bevor das Quartett des Vibrafonisten Matthias Strucken sehr energiegeladen sein Milt Jackson Project darbot. Nicht im schönen Park des Hauses Horst, sondern ob des drohenden Gewitters auf dem überdachten Parkdeck lieferte am Donnerstag das Martin Sasse Trio die wunderbare Musik zu den beeindruckenden Stepptänzen von Pia Neises, die mit feenhafter Leichtigkeit durch die Takte schwebte. Danach bot das Quintett The Good View, vier jüngere Musikerinnen und Musiker unter der Ägide des Altmeisters Peter Weiss am Schlagzeug, gute akustische Aussicht auf feine Eigenkompositionen und Standards. An anderen Orten waren auch indisch-westliche Klänge sowie Gitarren- und Hammond-B3-Sounds zu hören.

© Zbigniew Lewandowaski

Am Freitag breiteten im QQTec Sebastian Sternal (p) und Frederik Köster (tp, flh) ihre kanadischen Impressionen aus. Dann sang Jeff Cascaro verjazzte Blues-, Rock- und Popsongs. Am späten Abend zollte der Gitarrist Axel Fischbacher mit Kollegen im Blue Note Charlie Parker Tribut. Die International Jazznight am Samstag in der Stadthalle brachte zwei großartige und grandios kontrastierende Höhepunkte. Zuerst spielte die hervorragende WDR-Bigband mitten im Saal platziert wuchtig und bombastisch Musik der griechischen Sängerin Magda Giannikou und des kolumbianischen Komponisten Juan Andrés Ospina, dem auch die Leitung oblag – inklusive Gesang, Rezitation, Sängerinnenlauf um die Band und Publikumschor. Darauf folgte der absolute Leckerbissen des intimen Trios mit Larry Goldings (hammond-org), Peter Bernstein (g) und Bill Stewart (dr). Die Rhythmussportgruppe rundete den Abend im Foyer lautstark ab.

Am Sonntag spielten im Park der Capio-Klinik Forsonics um den Drummer Andy Gillmann elektronischen Jazz, dann bot die Niederländerin Fay Claassen, begleitet von drei sehr guten Landsleuten und ihrem Mann Paul Heller als Gast, feinen Gesang, schließlich brachten Audrey Martells und Band einen Hauch von Harlem und Broadway in die Venenklinik. Den Schlusspunkt setzten elegant Sarah Buechi und Christoph Haberer im Wilhelm-Fabry-Museum.