Kathrin Lemke © Schindelbeck

Kathrin-Preis

Eine Woche Werkstatt

Mit vollem Namen soll der Preis Kathrin Lemke Scholarship for Young Improvisers heißen. Aber jetzt schon hat sich unter denen, die mit ihm befasst sind, die Kurzform „Kathrin-Preis“ durchgesetzt. Er wird im Spätsommer 2018 erstmals vergeben.

Von Hans-Jürgen Linke

Kathrin Lemke, geboren 1971 in Heidelberg, war Musikerin, Autorin und Bandleaderin. Das Altsaxofon war ihr Lieblingsinstrument, daneben spielte sie Bassklarinette und Flöte. In ihren Bands JazzXclamation und Heliocentric Counterblast sowie in ihren Projekten hat sie unermüdlich nach ihrem eigenen Ton, ihrem eigenen Stil, ihrem eigenen Sound gesucht und ist immer wieder aufs Neue fündig geworden. Nebenbei hat sie aus ihren alltäglichen Erfahrungen in dem schwierigen Beruf der Jazzmusikerin Material geschöpft, das sie ironisch und verspielt, aber stets auf einem ernsthaft klingenden Resonanzboden unter anderem in einer regelmäßigen Kolumne in der JAZZTHETIK literarisch verarbeitete. Anfang 2016 ist Kathrin Lemke gestorben.

Aus ihrem Nachlass hat ihre Mutter, Irene Lemke-Stein, dem Darmstädter Jazzinstitut eine zweckgebundene Spende zukommen lassen, mit der der Kathrin-Preis, also die Kathrin Lemke Scholarship for Young Improvisers, ausgestattet werden soll. Vergeben wird der Preis von der Familie der Musikerin, dem Jazzinstitut Darmstadt und der JAZZTHETIK. Er hat die Form eines Stipendiums und wird 2018 zum ersten Male ausgelobt. Danach soll er im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben werden.

Der Preis soll in Form einer voll finanzierten Arbeits- oder Werkstattphase in Darmstadt jungen Musikerinnen und Musikern für eine Woche die Gelegenheit geben, einem musikalischen, inszenatorischen oder pädagogischen Projekt nachzugehen. Ob es sich dabei um schon vorhandene Projekte und Ideen handelt, die weiterentwickelt werden, oder ob es sich um Anstöße zu neuen Projekten und Ideen handelt, spielt dabei keine entscheidende Rolle. Das Stipendium ist für Musikerinnen und Musiker gedacht, die am Anfang einer professionellen Jazzmusiker-Karriere stehen.

Die Werkstattphase kann beispielsweise zur Durchführung eines vorgeschlagenen Projekts, als Probenphase vor einer CD-Einspielung oder einer Tournee genutzt werden, aber genauso auch als Kompositionszeit oder für die Vorbereitung einer Studienreise. Die Preisträger selbst bestimmen über die inhaltliche Gestaltung ihrer Darmstädter Woche. Alle Kosten, die mit der Werkstattphase verbunden sind – Reise- und Unterkunftskosten, Probenhonorare, Honorare für Gastmusiker, Raum- und Instrumentenmieten – werden während der Woche von den Stiftern des Preises übernommen.

Es gibt für die potenziellen Preisträger und Preisträgerinnen keine Altersbeschränkung und keine regionalen oder nationalen Einschränkungen. Eigenbewerbungen um den Kathrin-Preis sind nicht möglich. Die Mitglieder des Kuratoriums können jeweils eine Musikerin oder einen Musiker vorschlagen. Die von der Jury vorgeschlagenen Künstler werden gebeten, jeweils einen schriftlichen Projektvorschlag einzureichen. Zu diesem Exposé gehört auch ein möglichst genauer Terminvorschlag für die angestrebte Projekt-Woche.

Für die erste Preisverleihung sollte diese Phase der Einreichung von Exposés bis Mitte August 2018 geschehen sein. Die gesammelten schriftlichen Exposés werden danach von der Jury begutachtet, und die Preisträgerin beziehungsweise der Preisträger wird ermittelt. Die öffentliche Bekanntgabe erfolgt jeweils am 27. September, Kathrin Lemkes Geburtstag.

Vorzugsweise zwischen Januar und Ende Mai des folgenden Jahres – in diesem Fall also zwischen Januar und Ende Mai 2019 – soll dann die Werkstatt- oder Projektphase in Darmstadt stattfinden.

Am Ende der Woche gibt die Preisträgerin oder der Preisträger im Gewölbekeller unter dem Jazzinstitut ein Abschluss- oder Werkstattkonzert. Bei dieser Gelegenheit erfolgt auch die feierliche Verleihung des Kathrin-Preises.

Website:

http://kathrin-preis.de