Von Peter Bastian. „Wir wollen vor allem die Musiker bedienen und nicht das Publikum“, war das bewundernswerte Credo von Danielle Igniti, der künstlerischen Leiterin des Festivals Like a Jazz Machine im luxemburgischen Dudelange. Die langjährige Leiterin des Kulturzentrums Opderschmelz hört aus Altersgründen auf, was bei vielen in der Szene für Sorgenfalten sorgt: Wer folgt ihr nach? Wird das Festival in dieser Form weiterbestehen? Man wird sehen.

Zunächst einmal genossen alle – Publikum wie Igniti – ihr letztes Festival. Manche Bands genossen auch ihren Status als Artists in Residence. Und gleich die erste zeigte, dass diese Ausgabe ein Festival der starken Schlagzeuger war: EPS – das sind Daniel Erdmann (sax), Peter Perfido (dr) und Henning Sieverts (b, cello), vielleicht Perfidos bisher beste Band. Der vielschichtige und voluminöse Drummer stellte hier u.a. Werke des verstorbenen britischen Pianisten Mike O’Neill vor. Residiert hat auch das Quartett des luxemburgischen Drummers Michel Meis, das sphärischen Freejazz mit der Moderne verband. Nicht zuletzt residierte auch das Awake 4tet des Saxofonisten Maxime Bender, aber bei Joachim Kühn auf Ibiza – beneidenswert! Die Jungs (Bender, Oliver Lutz am Bass und Pit Dahm an den Drums) waren mächtig aufgeregt. Vielleicht gerade deswegen geriet das Konzert so gut. Teils notiert, teils frei gingen die vier Musiker wunderbar aufeinander ein. Und in Ornette Colemans „Research Has No Limits“ setzten sie dessen Titel in die Tat um, und das sehr beeindruckend.

Mit Jeff Herr stand der vierte hervorragende Drummer auf der Bühne, wieder aus Luxemburg und wieder mit Bender am Saxofon, Laurent Payfert spielte Bass. Das Trio präsentierte seine neue CD Manifesto – ein Manifest in Sachen Dichte, Virtuos

© Peter Bastian

ität und Einfallsreichtum. Neben Kühn waren noch weitere Stars zugegen: Der Italiener Enrico Pieranunzi (p) featurte Seamus Blake (sax), der in „Entropy“ sein bestes Solo hatte. Reggie Washington wollte mit seinem Quartett seinen Vorvätern zwar zeigen, wo ihre Musik heute hinführen kann, doch immer waren die Originale („ESP“, „Footprints“, „Actual Proof“) besser.

Stéphane Kerecki ist ein hervorragender französischer Bassist, der mit French Touch seine Stärke als Komponist und Bandleader belegte. Mit Julien Loureau (sax), Jozef Dumoulin (rhodes) und Fabrice Moreau (dr) hatte er auch einige Stücke von Daft Punk im Programm und baute unglaubliche Grooves auf. Saxofonist Sylvain Rifflet widmete sich mit Re Focus und dem Streichquartett Quatuor Appassionato Bearbeitungen des Albums Focus von Stan Getz und Eddie Sauter von 1961 und eigener Musik in dessen Stimmung – ganz große Kunst.

Chlorine Free aus Frankreich ist eine faszinierende Fusionband, doch irgendwie funktionierte ihr Projekt mit dem Rapper Nya und Soweto Kinch (sax) nicht so richtig. Kinch trat viel zu selten auf, um zeigen zu können, was er draufhat. Auch Cymande, eine britische schwarze Funkband aus den 70ern, auszugraben, war keine so gute Idee – zu verstaubt klang das alles. Und Melt Yourself Down, ebenfalls eine Band von der Insel, war auch nicht jedermanns Sache – zu einfach gestrickt war ihr Punkjazz. Der Rest war aber wieder hervorragend, und da war vom letzten Tag noch gar nicht die Rede, an dem noch Dadada, Michel Reis, Nasheet Waits und Reto Weber spielten.