Argon Audio TT-3

TT-3

Dänischer Minimalismus

Nørager ist eine Tausend-Seelen-Gemeinde im dänischen Nordjütland. Dort hat sich vor einigen Jahren das Unternehmen Argon Audio aufgemacht, die europäische HiFi-Welt mit einer Vielzahl moderner und innovativer Produkte zu bereichern – allesamt gesegnet mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis.

Von Peter Steinfadt

Zielgruppe der wuseligen Dänen, dies suggeriert zumindest das Studium der Firmen-Homepage, ist wohl der HiFi-Nachwuchs, also die Twenty-Somethings, die mit gut designten, einfach zu bedienenden Bausteinen an die hochwertige Musikreproduktion herangeführt werden sollen. Jüngster Spross in der Argon-Familie ist der einfache, aber solide Plattenspieler TT-3 mit einem Plattenteller aus Aluminium aus der Kategorie „Brettspieler“, d.h. er kommt ohne aufwendiges Subchassis daher, auch nicht mit einem raffiniert gedämpften Gehäuse o.Ä. What you see is what you get.

Der riemengetriebene Dreher ruht auf festen Füßen und wird rein manuell betrieben, eine automatische Endabschaltung sowie Startautomatik sucht man hier vergebens. Als einzigen „Luxus“ und anders als bei vielen Alternativen in der 300-Euro-Klasse kann man die Geschwindigkeit (33 bzw. 45 rpm) über Drehknöpfe regeln. Auf einen (oft minderwertigen) USB-Anschluss oder einen integrierten Phonoverstärker verzichtet der Hersteller konsequenterweise. Weniger ist mehr an dieser Stelle. Der 8,8’’ Leichtgewichts-Tonarm aus Aluminium mit Antiskating besitzt ein abnehmbares Tonabnehmer-Gehäuse (Headshell: Gewicht 10 Gramm) mit einem Überhang von 19 mm. Dieses Feature ist bei einem geplanten Wechsel des Tonabnehmers sehr praktisch und erleichtert diesen ungemein.

Der Argon Audio TT-3 ist in Schwarz, Weiß oder Esche hell erhältlich. Staubschutzhaube und Cinch-Kabel sind im Lieferumfang enthalten. Bereits vormontiert und perfekt justiert ist der gute Mittelklasse-Tonabnehmer Ortofon OM 5E. Dieses System lässt sich innerhalb der Ortofon-Familie durch einfaches Umstecken der Nadel leicht aufrüsten; hier empfiehlt sich die Ortofonnadel 10 mit elliptischem Diamantschliff, die ein hörbares Upgrade zur Nadel 5 darstellt. Für den Anfang leisten das montierte System und Nadel 5 gute Dienste, aber der Hersteller hat dankenswerterweise an den Spieltrieb seiner Klientel gedacht. So lässt sich die Auflage für den Plattenteller, mitgeliefert wird eine arg dünne Filzmatte, leicht mit einer Lösung aus Kork oder Leder optisch und klanglich aufwerten, und auch die Audiokabel sind nicht fest montiert, sondern jederzeit nach eigenem Gusto und Geschmack wechselbar. Vom audiophilen Homo ludens lebt eine große HiFi-Zubehörbranche recht gut. Was tut man nicht alles für eine Klangsteigerung.

Der Aufbau des Plattenspielers gelingt auch ungeübten Fingern binnen 15 Minuten und schon kanns losgehen. Butterweich senkt der Tonarmlift des TT-3 die Nadel in die Rillen von Valentine, dem jüngsten Werk von Bill Frisell (Blue Note, 2020). Das glasklar produzierte Debüt des Trios von Frisell mit Thomas Morgan (b) und Rudy Royston (dr) besteht aus 13 Songs, darunter neue und alte Frisell-Originale, einige Jazz-Standards sowie Coverversionen. Der Argon Audio TT-3 führt die Nadel sehr präzise und ruhig durch die Rille. Kein Rumpeln, keine Nebengeräusche bei gutem Gleichlauf. Schon bei den ersten Tönen bewährt sich die Kunst des Weglassens: Die einfache Konstruktion lässt alles weg, was akustisch Ärger machen könnte. Im Ohr bleibt eine saubere, aufgeräumte Präsentation der Musik mit guter Auflösung und Darstellung des Geschehens. Das mitgelieferte Ortofon-System löst gut auf, der Morgansche Kontrabass grummelt sauber auch in tieferen Regionen.

Weit unübersichtlicher und chaotischer ist das musikalische Geschehen auf dem Release Obey (Sacred Bones Records, 2018), dem zweiten Album der Band Exploded View. Die Melange aus frühen Velvet-Underground-Anklängen mit an Nico erinnernden Vocals und einer sympathischen, leicht chaotischen Experimentierfreude fasziniert vom ersten Ton an. Neben klaren Songstrukturen ist Improvisation das wegweisende Prinzip und die Inspirationsquelle der Band. Der tonale Gesamteindruck ist hier gut gelungen. Die Rhythmen sind über den TT-3 lebendig und natürlich und das recht gute Auflösungsvermögen des Ortofon-Systems macht sich auch hier bemerkbar. Dem ätherisch-melancholischen Gesang von Annika Henderson, den das Setup detailliert reproduziert, kommt das genauso entgegen wie den Arbeiten an Schlagwerk und Gitarre. Eine spannende Platte, die es vermag, sich üblichen Kategorisierungen zu entziehen.

Der Argon Audio TT-3 ist ein guter Plattenspieler für Neu- und Wiedereinsteiger. Seine solide Konstruktion mit hochwertigen Bauteilen – schwere MDF-Platte, guter Tonarm, ruhig laufender Motor – garantieren jahrelanges Hörvergnügen. Was besonders gefällt: Die vielfältigen Upgrade-Möglichkeiten mit einer neuen Matte, besseren Phonokabeln, einem Auswechseln der Nadel sowie einem guten externen Phonoverstärker lassen mit überschaubarem finanziellen Aufwand höhere Klangwelten erreichen. Aber auch als Plug-&-Play-Konzept überzeugt der Minimalist aus Dänemark auf ganzer Linie. Für 329 Euro inkl. Versand kommt das Gerät aus Nørager zum Kunden. Und dann beim Aufstellen nicht vergessen, auf eine besonders schwingungsresistente waagerechte Unterlage zu achten.

Infos:

www.argonaudio.com