APPLAUS

© Arne Reimer

Zughafen, Erfurt

Von Arne Reimer. „Applaus gibt’s immer“, stellte bereits Thelonious Monk im Dokumentarfilm Straight, No Chaser fest. Den gleichnamigen Bundeskulturpreis gibt es jedoch nur einmal im Jahr. Es ist die Abkürzung für „Auszeichnung der ProgrammPLAnung Unabhängiger Spielstätten“. Vergeben wird er seit 2013 von der Initiative Musik, welche die zentrale Fördereinrichtung der Bundesregierung ist, die beispielsweise auch den Deutschen Jazzpreis verleiht. Bei APPLAUS geht es um die Unterstützung von unabhängigen Livemusikclubs in Deutschland aus allen Genres wie Rock, HipHop, elektronische und experimentelle Musik oder Jazz. Erklärtes Ziel ist dabei nicht nur die finanzielle Förderung von Clubs, sondern auch, die Bedeutung der Livemusikstätten und ihrer regionalen Veranstalter zu unterstreichen. Zudem soll die öffentliche Aufmerksamkeit für das musikalische Angebot verstärkt werden.

Nachdem der Preis in den letzten Jahren pandemiebedingt nur virtuell verliehen wurde, lud in diesem Jahr die Branche nach Erfurt in den Zughafen ein, wo erstmalig die neue Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Auszeichnung persönlich vergab – zusammen mit Aufsichtsrat Dieter Gorny. „Clubbetreiber handeln aus Leidenschaft“, sagte sie in ihrer Eröffnungsrede und fügte hinzu: „Auch wenn in Zeiten der Pandemie eher die Leidensfähigkeit gefordert war.“ Hatten sich vor der Pandemie noch rund 400 Clubs pro Jahr beworben, so waren es in diesem nur noch 250, obwohl der Bedarf an Förderung natürlich nicht geringer geworden ist. Sehr wahrscheinlich liegt es daran, dass viele Clubs sich bereits mit dem Programm Neustart Kultur über Wasser gehalten haben und auch eine gewisse Erschöpfung bei der Antragstellung eingetreten ist.

An diesem Novemberabend in Erfurt wurden insgesamt 2,5 Millionen Euro an hundertundeinen Club vergeben für ihre Programme 2021. In kurzen Filmen wurden all die vielen Preisträger der drei Hauptkategorien genannt. Die Hauptpreise der jeweiligen Rubriken wurden mit einer Laudatio gewürdigt – beispielsweise vom Musiker Drangsal, der mit viel Humor einen Lobgesang auf das Leipziger UT Connewitz anstimmte. Deren Betreiber durften dankbar und vor Überwältigung sprachlos mit 30.000 Euro nach Hause gehen. Die Sonderpreise Awareness, Nachhaltigkeit und Innovation wurden jeweils in einem Fünf-Minuten-Film vorgestellt, so dass das Publikum die Entscheidung der Jury nachvollziehen konnte.

Zwischen den einzelnen Preisverleihungen gab es natürlich Musik, unter anderem von der Gruppe 5K HD aus Wien, die mit feinem Elektropop die zweistündige Veranstaltung glanzvoll garnierte. Im Zuge der letzten Preisvergabe des Abends an den Club Rote Sonne aus München brachte es Mitbetreiber Peter Wacha jedoch abseits der Pandemieprobleme kritisch auf den Punkt: All das Geld werde den Clubs nicht helfen, wenn es nicht endlich einen Mietpreisdeckel gebe, da sie besonders im teuren München aufgrund der um sich greifenden Gentrifizierung kaum weiterexistieren könnten. Das Publikum schien erleichtert darüber, dass dieses Thema doch noch laut von jemandem angesprochen wurde, und dankte mit … Applaus.