BC Acoustique
Sauber, warm und offen


Schon zehn Jahre lang auf dem HiFi-Markt und immer noch ein Dauerbrenner: Der nur sechs Zentimeter hohe Vollverstärker EX-214 der französischen Manufaktur BC Acoustique hat es in seiner aktuellen Inkarnation faustdick unterm schlichten Blechkleid.

Von Peter Steinfadt

Der kleine Franzose, der, wie mittlerweile üblich, in China montiert wird, besitzt 2×45 Watt RMS an 8 Ohm bzw. 2×70 Watt an 4 Ohm. Werte, die völlig alltagstauglich sind und die meisten Lautsprecher souverän befeuern können. Im schmalen Kleid, das keinerlei Haute-Couture-Merkmale besitzt und sachlich daherkommt, befinden sich sehr zur Freude aller Musikhörer eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten für mancherlei Quellgeräte: Plattenspieler können durch eine sehr brauchbare Phonoplatine (MM) betrieben werden. Zwei weitere asymmetrische Eingänge für z.B. einen Tuner sowie zwei digitale Eingänge (koaxial und optisch) sowie ein Bluetooth-Anschluss runden das Angebot ab. Mit dem Wandler von Texas Instruments mit 96 kHz bei 24 Bit können Musikdateien hochauflösend verarbeitet und die Signale an die Lautsprecher gebracht werden.

Sehr nett und mittlerweile keineswegs mehr selbstverständlich ist der Kopfhörereingang für Musiknächte ohne genervte Nachbarn. Hier lässt sich ein „richtiger“ Kopfhörer an der 6,35-mm-Klinke verbinden und nicht so ein kleines Plärrkind fürs Handy mit seinem Ministecker. Komplettiert werden kann der EX-214 mit dem hauseigenen CD-Player EX-614, dessen CDs mittels eines Slot-in-Mechanismus eingelesen werden. Der EX-614 spielt sein Futter – CD-R/W und mp3-Dateien – bis zu 320 Kbps ab. Die Abtastrate beträgt 32 Bit bei 192 kHz.

Die Aneinanderreihung von (HiFi-)Leistungszahlen erinnert immer auch ein wenig an die kindliche Freude beim Quartettspielen: „Mein Maserati hat 320 PS und fährt 260 km/h. Da kommt dein oller BMW Turbo aber nicht mit! Karte gestochen, die gehört jetzt mir!“ Mit einer gewissen Altersweisheit und mittelmäßigem logischem Denken weiß man natürlich, dass beide Autos gleichermaßen nur von A nach B kommen (dafür wurden sie gemacht) und es piepegal ist, ob der eine oder andere 3,2 Minuten schneller am Ziel ist. Es geht also vielmehr um die Qualität des Gebotenen, weniger um die Quantität.

In diesem Sinne widmen wir uns heute zwei Produkten der Golf-Klasse und hören mal rein, wie die beiden im kongenialen Zusammenspiel Musikgenuss auf die Straße bringen. Ryo Fukuis Scenery (We Release Jazz, Reissue 2018) gehört sicherlich zu den bedeutendsten Jazzalben aus Japan. Der Autodidakt, oft verglichen mit Bill Evans oder MyCoy Tyner, spielt auf dieser Platte im Trio bekannte Jazzstandards und eine Eigenkomposition. Sauber, warm und offen klingend, ohne Härte sind die passenden Attribute dieser angenehmen Musik. Die Kombination des Pariser Herstellers stellt beispielsweise das unglaubliche Klaviersolo von Fukui in „Early Summer“ wunderbar und mit großer Lässigkeit in den Hörraum. Hier werden keine Details verschwiegen, dennoch liegt die Darstellung des Musikgeschehens eher auf der warmen statt auf der analytisch kühlen Seite. Dieser Fakt geht ganz klar auf die positive Habenseite der Durchhörbarkeit. Hier ist ein Jazzteam am Werk, das sich blind versteht und mit großem Selbstvertrauen magische Momente en masse zu produzieren vermag. Die Testelektronik transportiert die Musik des Jazztrios mit sonor gehaltenem Grundton und Tendenz zu tonaler Wärme. Diese Grundabstimmung ist sehr angenehm fürs Ohr und macht Lust auf mehr.

Aber wir bleiben nicht bei „schöner Musik“, sondern gehen dorthin, wo’s auch wehtun kann. Auf Mercy (Domino, 2022), seinem ersten neuen Album nach einem Jahrzehnt, präsentiert der nunmehr achtzigjährige Art-Rocker John Cale einen düsteren Film noir an Musikklängen. Diese Dark-Night-Soul-Elektronik handelt von gescheiterten Lieben, Covid, Brexit, Trump und anderen Pannen der Menschheitsgeschichte und bleibt in ihrer Grundstimmung dennoch positiv. Die dunklen Elektroniksounds mit ihren feinen Ziselierungen werden hinreichend kräftig und druckvoll von den BC-Acoustique-Bausteinen mit ordentlicher Feinauflösung reproduziert.

Auch hier gilt wieder: Konzeptionell ist die Elektronik auf Durchhörbarkeit ohne Effekthascherei angelegt. Das gilt sowohl für den Vollverstärker als auch für den CD-Player. Sie ähneln einander charakterlich sehr, und diese angenehme tonale Abstimmung ist in dieser Euroklasse der HiFi-Welt eher ungewöhnlich. Wer also Lust auf Musikgenuss für einen schmalen Taler hat und Wert auf Durchhörbarkeit ohne Reue legt, kann hier bedenkenlos zugreifen. Gute Verarbeitung gibt’s gratis dazu. Beide Produkte kosten je 499 Euro (UVP).


Website:

www.bc-acoustique.audio