Cologne Jazzweek

Köln

© Florian Fries

Von Jan Kobrzinowski. Perfektes Timing I: Machte man sich bei der Cologne Jazzweek

nach einem Konzert zu einer Spielstätte am anderen Ende des Stadtviertels auf, war Janning Trumann als künstlerischer Geschäftsführer schon da und moderierte als kompetenter und charmanter Plauderer fast alle Veranstaltungen an. Perfektes Timing II: Zum Zeitpunkt der Jazzweek waren in NRW die Corona-Regeln zwar noch gegenwärtig, aber im Sinne der 3 G so gelockert, dass man endlich mal wieder das Gefühl eines „richtigen“ Festivals hatte. Es war rein technisch ein Ding der Unmöglichkeit, alle Angebote wahrzunehmen, da vieles Gute gleichzeitig stattfand, aber die Jazzweek ist kein Festival im klassischen Sinne, sondern sollte zeigen, was die Kölner Jazzkonferenz bisher bewegt hat. Diese dient seit 2015 der Bündelung der Interessen aller, „die sich organisatorisch mit Jazz und improvisierter Musik beschäftigen“. Es gab in 15 Spielstätten einen Querschnitt durch viele (auch gleichzeitig stattfindende) Aktivitäten. Man suchte sich als Besucher ein Festival mit eigenen Schwerpunkten. Die Vorteile: Man hat weniger Stress, kann Spielstätten fußläufig erwandern und zwischendrin durchatmen.

Die Vielfalt des Programms war fein austariert – es repräsentierte die Kölner Szene sowie deren internationalen Bezüge. Es begann mit einem intensiven Doppelkonzert im Stadtgarten mit den Bands von Peter Evans und Angelika Niescier. Tags darauf öffneten am selben Ort Nils Wograms Root 70 & Strings nach langer Spielpause ihre virtuose Klangkulisse. Internationale Gäste wie Melissa Aldana und Soweto Kinch kamen am Montag zum Zuge. In die Jazzweek integriert wurde die Verleihung des Horst und Gretl Will Stipendiums für Jazz und Improvisierte Musik an Luise Volkmann. Das Preisträgerinnen-Konzert im Stadtgarten brachte Einblicke in das ungemein kreative Werk der Saxofonistin.

Ein Highlight war das Konzert von Airelle Besson / Sebastian Sternal / Jonas Burgwinkel im Loft , davon in Kürze mehr in diesem Magazin. Die Jazzweek versprach auch „neutönerische Explorationen, leichtsinnige Popexperimente und die Begegnung mit anderen Kulturen“. Vom Schlagzeuger Jochen Rückert (Pseudonym „Wolff Parkinson White“) erklangen im CBE Sommergarten Experimental-Sounds vom Laptop, später am Abend erzitterte der Club Bahnhof Ehrenfeld unter der Power des Quintetts TAU5 des Saxofonisten Philipp Gropper. Nicht-Kölner wurden in wichtige Jazz-Institutionen der Stadt eingeweiht, zu später Stunde z.B. mit dem Jazz-O-Rama-Allstar-Quartett Gille / Klein / Landfermann / Berger. Das ArTheater beherbergt seit 2003 mit Jazz-O-Rama eine der wichtigsten Jazz-Sessions der Szene.

Eine Schlüsselfigur des Kölner Jazz war der 2015 verstorbene John Taylor, nicht nur für die Klavier-Studierenden der jüngeren Generation. Ihn würdigten innig und originell Florian Ross und Lucas Leidinger an zwei Flügeln im Loft, auf konventionellere Weise Pablo Held und Norma Winstone im Konzertsaal der HfMT. Hier zelebrierte auch Christian Lillinger mit seiner Großbesetzung Open Society sein Statement für Freiheit in Musik und Gesellschaft. Am Nachmittag zuvor war die Jazzweek auf Publikumsfang gegangen: Bei bestem Open-Air-Wetter war der Ebertplatz Bühne für Gratis-Konzerte mit Koma Saxo, Lucia Cadotschs Pop-Projekt Liun + The Science Fiction Orchestra und dem syrischen Sänger Ibrahim Keivo.

Die Jazzweek wurde unterstützt von WDR und DLF, die mitschnitten und live sendeten. Dazu wurden viele Konzerte gestreamt – und die sind immer noch im Web zu sehen.