Ed Partyka

© Lena Semmelroggen

Bigband ist mein Leben“

Bigband sei sein Leben, sagt Ed Partyka über sich selbst. Neben einer Professur für Komposition und Arrangement in Graz ist er musikalischer Leiter des UMO Helsinki Jazz Orchestra und des Zurich Jazz Orchestra. Seit 2007 leitet er auch sein eigenes Ensemble, mit dem er gerade ein Album veröffentlicht hat, auf dem er die Sängerin Julia Oschewsky featurt.

Von Thomas Bugert

Große Besetzungen wie das Ed Partyka Jazz Orchestra sind immer eine organisatorische und finanzielle Herausforderung, und es ist fast ein Wunder, dass es sie überhaupt gibt. „Ich habe das Glück, dass ich Musiker habe, die an meine Musik glauben und sie gerne spielen“, meint Partyka dazu. „Ich mache das so wie mein Lehrer und Mentor Bob Brookmeyer, der von sich sagte, dass er Musiker sammelt. Wenn er unterwegs war und jemanden gehört hat, der oder die das gewisse Extra hat, hat er sich das gemerkt. Für mich ist es zum Beispiel wichtig, dass die Solisten nicht nur über die Akkorde spielen können, sondern dass sie wirklich eine Aussage haben oder eine eigene Sprache entwickelt haben. Wenn ich so etwas höre und denke, dass jemand menschlich in die Gruppe passt, merke ich mir die Leute. Wenn ich dann eine Aushilfe brauche oder jemanden zum Nachrücken, dann habe ich bei mir im Kopf eine Liste von Leuten, die ich in den letzten Jahren kennengelernt habe.“

So war es auch bei der Sängerin Julia Oschewsky, die er 2008 in seiner Zeit als Leiter des Bundesjazzorchesters kennenlernte. Vier Jahre später wurde sie Mitglied seiner Band. Bei dem Album Hold Your Fire steht sie nun ganz im Mittelpunkt. „Die Texte und die Aussage der Stücke inspirieren schon meine Arbeit“, sagt Partyka und erzählt zu „Isabelle“: „Julia schreibt sehr starke Texte. Da ist ein Bild, das präsentiert wird. Es war klar, dass ich dort helle Klangfarben verwenden und eine außergewöhnliche Klangkombination wollte.“ Diese fand er in der Kombination von drei Sopransaxofonen, drei Trompeten, zwei Posaunen mit Dämpfer sowie einem Waldhorn.

Auch wenn Partyka in der Jazztradition steht, holt er sich seine Inspirationen auch aus vielen anderen Richtungen. „Bigband ist kein Stil. Es ist nicht unbedingt mit Swing oder Jazz verbunden. Es ist ein Klangkörper oder ein Jazzorchester, wie wir es jetzt nennen. Heutzutage spielen alle Musiker zahlreiche Nebeninstrumente. Ich sehe ein Jazzorchester wie ein Kammerorchester oder ein symphonisches Blasorchester.“ Was er damit meint, wird gut im Album-Opener „I‘m Not Running Away” von Leslie Feist deutlich, bei dem sich das Arrangement bei der Textstelle „Staying right here“ stark verdichtet und der Aussage des Textes damit enormen Nachdruck verleiht. „Im Original von Feist ist die Stelle viel milder und gar nicht so dissonant. Ich habe dort meinen Senf dazugegeben und die Stelle auf groß orchestriert. Sie ist inspiriert von der 70er-Jahre-Popband Chase. Ihr Konzept war das einer Rockband mit vier Trompeten, die alle unfassbar hoch spielen konnten.“

Trotz aller Erfahrung und Routine ist Partyka immer auch ein Suchender: „Ich versuche immer, etwas zu finden, was ich vorher noch nie gemacht habe. Das Gute in meinem Bereich als Jazzarrangeur und Komponist ist, dass wir Sachen umschreiben können, wenn sie suboptimal funktionieren. Ich habe auch das Glück, dass ich mit so vielen guten Orchestern und guten Musikern zusammenarbeiten darf. Die haben auch Geduld und verstehen, dass es ein Teil des Prozesses ist. Es kann sein, dass acht von zehn Arrangements super sind und bei zwei Umschreibarbeiten nötig sind. Ich glaube, dass das ein Prozess ist, bei dem die Musiker gerne beteiligt sind. Manchmal haben auch die Leute aus meinem oder anderen Orchestern Ideen, die mir weiterhelfen. Es ist immer eine Zusammenarbeit. No risk, no fun. Manchmal probiert man etwas, bei dem man schon ahnt, dass es ein Risiko ist. Manchmal sind es aber die Momente, bei denen man skeptisch ist und bei denen man dann denkt: Wow!“

Auch wenn das Album digital erhältlich ist, so ist es in erster Linie als LP konzipiert, erklärt Partyka: „Seit vier Jahren bin ich leidenschaftlicher Vinyl-Fan geworden. Ich bin selbst kein LP-Physiker, aber mir wurde erzählt, dass am Außenrand der physischen LP die Bassfrequenzen und die Groove-Sachen am stärksten sind. Das führte zur Entscheidung, dass die Stücke dort platziert sind, wo sie am besten klingen. Die ersten Stücke auf beiden Seiten sind deshalb die Groove-Nummern, bei denen die Rhythmusgruppe sehr aktiv ist. Nach innen sind die Balladen besser, da Bass und Groove nicht mehr so präsent sind. Wenn man mit einer Groove-Nummer beginnt, muss es, wie bei einem Konzert, auch Höhen und Tiefen geben. Das versuche ich natürlich auch zu berücksichtigen.“

Neben diesem Konzept schöpft Partyka auf Hold Your Fire aus vielen Erfahrungen, die er mit Überraschungskomponenten mischt. Das Ergebnis ist ein atemberaubender Sound, der Lust darauf macht, die Musik live zu hören.

© Lena Semmelroggen


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Aktuelles Album:

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Aktuelles Album: Ed Partyka Jazz Orchestra featuring Julia Oschewsky: Hold Your Fire (Neuklang / In-Akustik)