Emsjazz Festival

Greven

© Stefan Streitz

Von Jan Kobrzinowski. Ein weiteres Festival mit Schwerpunkt Jazz in der Region Ems- und Münsterland? „Warum nicht?“, sagten sich die Macher der gemeinnützigen Kulturinitiative Greven, eines rührigen Vereins rund um die Enthusiasten Werner Jacobs, Ulrich Reske und Peter Hamelmann. Nicht nur die, sondern viele junge und ältere Freiwillige packen mit an, wenn es um die Bereitstellung kultureller Vielfalt im nördlichen Münsterland geht. Konkurrenz? Die Kulturini sieht das entspannt und meint, dass die Region zwischen Ems und Münster durchaus noch ein solches Event vertragen kann, zumal im attraktiven Spätsommer. Münster, Gronau, Münsterland, Emsdetten sowie neuerdings Burgjazz Lüdinghausen strahlen bereits übers ganze Jahr verteilt in unmittelbarer Nähe um die Wette. Nun also soll jährlich im September ein weiteres jazzkulturelles Licht in Greven leuchten.

Die K.I. verfügt mit der ehemaligen Grevener Baumwollspinnerei, einem bekannten Industriedenkmal der Region, über einen charismatischen Veranstaltungsort mit zwei Konzertsälen – der Kulturschmiede, in der eine sehenswerte Jazz-Fotoausstellung anzuschauen war, und dem großen Ballenlager. Mit 400 Sitz- bzw. 600 Stehplätzen schon etwas zu groß, könnte man denken, aber natürlich nicht zu groß für einen Topact wie die Jan Garbarek Group feat. Trilok Gurtu, von allen im Verein schon lang herbeigesehnt. Das Konzept an der Ems: die Kombination ausgesuchter Mainstream-Acts (Tingvall, Johanna Summer, Fabiana Striffler) mit einem zugkräftigen Pilotkonzert (Garbarek) sowie Auftritten regionaler Künstler (Axel Zinowsky Quintett) und Bonbons fürs jüngere Publikum (Wanubalé und Bobby Rausch). Dazu gab es auch Experimentelles (Jan Klare). Möglich gemacht wird Emsjazz durch die Unterstützung lokaler Sponsoren, die auch für moderate Ticketpreise sorgt. Die Festivalpremiere brachte es unter dem Strich auf 1600 Besucher in vier Tagen.

Jan Garbarek eröffnete, die Stimmung war perfekt, das Ballenlager natürlich zum Bersten gefüllt. Der Altmeister lieferte die (mir manchmal zu) perfekte Show. Wie stets überragend: Trilok Gurtu mit seinem schier unerschöpflichen perkussiven Erfindungsreichtum. Unter den Händen der jungen Klaviervirtuosin Johanna Summer gingen Schumann und der improvisierte Jazz eine intensive Verbindung ein. Für mich ein Höhepunkt: Experimentator Jan Klare nutzte die überraschend gute natürliche Akustik des hohen und für eine PA nicht einfach zu beschallenden Raumes für einen völlig unverstärkten Auftritt seiner Besetzung 3000 mit Gast Steve Swell (tb). So wurde ein eher bodenständiges Grevener Publikum Zeuge einer Performance mit improvisierter und zwölftonaler Komposition durch fünf äußerst lebendige Akteure, darunter Drummer Michael Vatcher und Bassist Wilbert de Joode als herausragende Kommunikatoren. Die Vokalensembles Couleur Jazz & Chit Chat Company brachten die Ballenlager-Bühne mit 50 Akteur*innen zum Überlaufen. Das Tingvall Trio ist ein Selbstgänger für jedes Festival. Bobby Rausch boten mit ihrem „Experimental Groove“ die Kombi aus Jazz und HipHop, Komposition und Improvisation. Wanubalé sorgte für einen tanzbaren Abschluss des Programms.