Bill Evans & The Spy Killers

Gaste Garage, Hasbergen

© Stefan Streitz

Von Stefan Streitz. Eine ausverkaufte Autowerkstatt als Konzerthalle, restlos gefüllt von einem frenetischen Publikum – Saxofonist Bill Evans scheint bei seinem Debüt im vergangenen Jahr von der besonderen Atmosphäre in der Gaste Garage in Hasbergen beeindruckt gewesen zu sein. Jetzt kam er jedenfalls zurück, mit seiner Band The Spy Killers und voller Wucht und Energie. Was für ein Kontrast: am Vorabend noch in Paris im renommierten Jazzclub New Morning, jetzt bei Veranstalter Andreas Soestmeyer und seinem Team in einer Halle, in der sonst an Autos herumgeschraubt wird, die aber für Konzerte hinsichtlich von Klangqualität, Sichtmöglichkeiten und Raumgefühl in einen regelrechten Musentempel verwandelt wird.

Die Spy Killers ließen sich zu gehaltvollen Soli inspirieren und hielten die Atmosphäre sehr entspannt und freundlich bis lustig, allen voran der großartige Wolfgang Haffner am Schlagzeug, der sich als eleganter Teamplayer präsentierte. Neben der Funktion als Rückgrat für seine Kollegen solierte er immer wieder niveauvoll mit allerfeinsten Grooves und bewies, warum er auch in Übersee als Topdrummer geschätzt wird. Mit dem erst 21-jährigen Simon Oslender saß ein Talent an der Hammond-B3-Orgel, dessen Spiel ein absoluter Ohrenschmaus war und keine Wünsche offen ließ. Da konnte sich Bassist Gary Grainger als alter Fuchs beinahe getrost zurücklehnen, da schon ohne ihn ein solches Maß an rhythmischer Prägnanz vorhanden war. Mit seinem Bassspiel füllte er die Lücken und brillierte zudem in perfekten Soloeinlagen, in denen der Beat auf seiner Seite war. Mit solchen hochklassigen Mitstreitern an seiner Seite, wechselte Bandleader Bill Evans souverän zwischen Tenor- und Sopransaxofon, setzte gelegentlich ein Fender-Rhodes-Piano ein und überzeugte auch noch mit zwei anregenden Gesangseinlagen.

Das kundige Garagen-Publikum gab alles. Zeitweilig wirkte die Begeisterung, als stünden keine Jazzmusiker, sondern Popstars auf der Bühne, die es ihren Fans derartig recht machten, dass sie immer wieder warten mussten, bis der Applaus abgeebbt war. Ein großer Teil der Zuschauer wird sicherlich wieder dabei sein, wenn im November an drei aufeinanderfolgenden Abenden Simon Phillips das 30-jährige Bestehen seines Projekts Protocol feiern wird.