Jazzfest
Gronau
Von Stefan Streitz. Beim 31. Jazzfest Gronau wurde dem neugierigen, breit interessierten Zuhörer an neun Tagen wieder einmal sehr viel an unterschiedlicher hochkarätiger Musik geboten. Unbestrittener Höhepunkt für alle Saxofon-Fans war der Mittwochabend: Zunächst gefiel das Joshua Redman Trio mit einem ungemein beeindruckenden Auftritt, der dem eigenen Anspruch, „The Art of the Jazz Trio“ zu verkörpern, voll und ganz gerecht wurde. Mit Reuben Rogers (b) und Gregory Hutchinson (dr) ist Redman seit Jahrzehnten auf allen Bühnen der Welt zu Hause. Virtuos und kreativ nutzen die drei Musiker ihr Können und ihre Erfahrung, um in meisterhafter Manier feinste Klangnuancen gespickt mit Freiräumen der Ruhe und Besinnung auf das Wesentliche hörbar zu machen. Anschließend gab Altmeister David Sanborn seinen seit Jahrzehnten vertrauten Altsaxofonklang zum Besten. Weniger poplastig als früher, räumte er den Improvisationsanteilen mehr Platz ein und betonte die rhythmischen Aspekte. Dabei spielte sich besonders Drummer Billy Kilson mit vitalem und kreativem Geist in den Vordergrund und begeisterte mit einem groovenden, explosiven Schlagzeugsolo. Der kurzfristig als Bassist eingesprungene Dieter Ilg verstand es, Zuschauer und Mitstreiter zu verzücken. Sein schlagfertig perkussives Solo veredelte den Titel „Spanish Join“ und trug seinen Teil zu einem denkwürdigen Abend in der Jazzfest-Geschichte bei.
Am Sonntagabend waren bereits die Gitarren-Fans auf ihre Kosten gekommen. Auch im Quartett von Biréli Lagrène war es mit dem dynamischen Yohann Schmid der Schlagzeuger, der aufhorchen ließ und seine Kollegen führte. Sie dankten es ihm mit emotionalen Klängen an Hammondorgel und Saxofon. Dagegen fiel Meister John McLaughlin bisweilen hinsichtlich der musikalischen Spannung etwas ab. In seinen Rhythmus-Sets mit zwei Trommlern gab es bisweilen Längen und Phasen der Uninspiriertheit. In Sachen Einfallsreichtum und Gefühl reichte seine Rhythmusgruppe nicht an das hohe Niveau der oben genannten Schlagzeugkollegen heran.
Außer Jazz war ihm Festivalprogramm auch Platz für stimmungsvollen Pop sowie einen fulminanten Crossover-Abschluss mit dem Herbert Pixner Projekt. Hier wurde dem dankbaren Publikum Authentizität und Lebendigkeit geboten. Unterm Strich stand ungeteilte Zufriedenheit mit einem wieder mal großen musikalischen Wurf, auf den Otto Lohle und sein Team vom Kulturbüro Gronau stolz sein können. Schon jetzt ist die Vorfreude auf das kommende Jahr groß, wenn die Jazzfest-Geschichte um eine weitere meisterliche Premiere reicher wird: Für den 26. März hat sich das Chick Corea Trio angekündigt.