Jazzfest

Gronau

Bill Evans © Stefan Streitz

Von Stefan Streitz. Seit 35 Jahren ist das Jazzfest Gronau eine Aufforderung, sich auf verschiedene Genres einzulassen. So gaben sich auch in diesem Jahr an acht Tagen verschiedenste Musikhörer ein Stelldichein. Besonderen Hochgenuss bot dabei die Bill Evans Jazz/Takes Supergroup mit dem legendären Fusion-Jazz-Drummer Harvey Mason und dem jungen Bassisten Felix Pastorius – der bekannte Nachname trügt nicht: Es handelt sich tatsächlich um Jacos Sohn. Durchsetzt von exzellenten Soloeinlagen wurde Fusion-Jazz der Extraklasse von einer Band geboten, die mit großer Spielfreude begeisterte. Zuvor hatte als Support bereits Ida Nielsen am funkigen E-Bass gezeigt, wie maßgeblich sie von Prince beeinflusst wurde. Schön, wie über diesen Umweg ein Hauch seines Souls die Bürgerhalle erfüllte – Musik, die in die Beine ging und das Groove-Herz erfreute.

Der jazzigste Abend war ohne Frage jener mit den Gruppen der beiden Saxofonisten Jakob Manz und Kenny Garrett. Während der junge Schwabe zeigte, warum er als vielversprechendes und hoffnungsvolles Talent gilt, bot Altmeister Kenny Garrett ein zwiespältiges Konzert, das Bebop-Anklänge und seine Erfahrungen in der Band von Miles Davis erahnen ließ, aber leider auch scheinbar endlosen und wenig abwechslungsreichen Gesangseinlagen Raum gab. Garretts dynamisches und virtuoses Saxofonspiel überzeugte weitaus mehr als die tanzbaren weltmusikalischen Andeutungen.

Ida Nielson © Stefan Streitz

Bei den Konzerten von Yvonne Catterfeld und Tim Bendzko füllte ein komplett anderes Publikum die Bürgerhalle, in der die Stühle beiseitegeräumt worden waren, so dass sich Partystimmung einstellen konnte. Eine weitere stilistische Kehrtwende bot das Doppelkonzert mit dem Moka Efti Orchestra, bekannt aus der TV-Erfolgsserie Babylon Berlin, und der österreichischen Neoswing-Band Marina & The Kats. Das Konzert war eine Einladung zu einer Zeitreise zurück in die Goldenen Zwanziger und die Swing-Ära. Für die Festivalmacher dagegen geht der Blick nach der erfolgreichen 35. Ausgabe schon wieder nach vorn: Vom 26.4. bis 5.5.2024 wollen sie den Musikfans wieder die Gelegenheit geben, sich aus dem in Gronau gewohnten Stilmix das jeweils Passende herauszupicken.