JazzNacht Zollverein Essen

Von Christoph Giese. Wenn nach dem ersten Konzert noch eilig ein paar zusätzliche Stuhlreihen im Saal aufgebaut werden mussten aufgrund des unerwartet hohen Zuschauerinteresses, und wenn nach eben diesem ersten Konzert die Leute sich für stehende Ovationen von den Sitzen erhoben, dann konnte man schon nach einem Drittel der JazzNacht Zollverein von einer gelungenen Veranstaltung sprechen. Und dieses Zwischenfazit sollte sich bis zum letzten Ton des Abends bestätigen. Denn alle drei Acts boten Vorzügliches. Die Messlatte legten Shalosh zu Beginn ja auch schon hoch. Das israelische Trio, hierzulande noch ein kleiner Geheimtipp, spielt ein gefühlvolles, melodieverliebtes Amalgam aus Jazzfinesse und ohrwurmartigen Linien, die sich in vielen Stücken zu hymnenartigen Momenten emporschwingen. Dabei blinzelt das Trio gerne mal rüber zu Pop und Rock. Und Pianist Gadi Stern, Bassist David Michaeli und Schlagzeuger Matan Assayag spielten in der Halle 12 des Welterbes Zeche Zollverein in Essen auch Musik mit viel Augenzwinkern: Die Fußballhymne „You‘ll Never Walk Alone“ und der weltbekannte Pophit „Take on Me“ der norwegischen Band a-ha verwandelten sich in den Fingern von Shalosh zu raffiniert verschachtelten Jazzhymnen.

Da liebt es der Top-Act der Veranstaltung schon erdiger. Sänger und Trompeter Jeff Cascaro fühlt sich in Soul, Jazz und Blues gleichermaßen wohl und sang das alles mit lässiger Attitüde. Entertainer-Qualitäten hat der Mann aus Bochum obendrein. Und wie gut Cascaro und seine exquisite Band musizieren können, zeigte sich nicht zuletzt in ihrer Version des „Inner City Blues“ von Soullegende Marvin Gaye. Der wurde hier zur leicht dunkel schimmernden, obercoolen Jazznummer.

Elektronischen Jazz in Livebesetzung zu spielen, hatte sich dagegen das Trio Bassmati auf die Fahnen geschrieben. Das Projekt des Gelsenkirchener Musikers Martin Furmann sorgte auf Zollverein zu bereits vorgerückter Stunde mit Samples, Synthie-Bass, souligen Trompetensounds von Christian Kappe und knalligen Beats oder lässigen Reggae-Rhythmen von Drummer Hendrik Lensing für einen tanzbaren Ausklang. Ein DJ entließ danach ein zufriedenes Publikum in die Nacht. Zuvor verabschiedete Christof Wolf von der veranstaltenden Stiftung Zollverein noch die Gäste und schürte mit seinen Abschiedsworten Hoffnung auf eine Fortsetzung der JazzNacht Zollverein im kommenden Jahr. Genügend Argumente dafür hatte der Abend zuvor jedenfalls geliefert.