Jazzopen

Stuttgart

Von Jochen Reuter. Groß, größer, Jazzopen – mit einer Jubiläumsausgabe feierte das Stuttgarter Sommerfestival sein 25-jähriges Bestehen. 1994 aus dem Stuttgarter Jazzgipfel hervorgegangen, hat sich das stets im Juli ausgerichtete Event in einem Vierteljahrhundert zu einem der größten seiner Art in Deutschland entwickelt. Ein Publikumsmagnet, der sich nicht nur im Veranstaltungskalender der Landeshauptstadt und der umliegenden Region fest etabliert hat, sondern mittlerweile Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus anzieht. Im April wurden die Jazzopen als „Festival des Jahres 2017“ mit dem Branchenpreis LEA ausgezeichnet.

Pat Metheny © Hans Kumpf

Der Jubiläumsjahrgang zeigt die Jazzopen weiter auf Rekordjagd: Mit 45.000 Besuchern in elf Tagen wurde die Bestmarke aus dem Jahr 2016 nochmals um rund 9.000 Zuschauer übertroffen. Auslastung: 99 Prozent! Ein Ergebnis, zu dem auch der Jahrhundertsommer beigetragen haben mag – sowohl die Konzerte auf dem Schlossplatz als auch im Innenhof des benachbarten Alten Schlosses werden unter freiem Himmel gespielt –, das aber vor allem einer Programmarbeit zu verdanken ist, die Klotzen statt Kleckern zur Devise erhoben hat: Lenny Kravitz, die Fantastischen Vier, Joss Stone! Dass viele dieser Stars bereits in der Vergangenheit ein- oder gar mehrfach bei den Jazzopen zu erleben waren, hat dem Festival allerdings auch den Vorwurf der Redundanz eingetragen. Festivaldebüts im großen Rahmen blieben die Ausnahme. Mehr als der Exklusivauftritt von Acid-Jazz-Veteran Jamiroquai war das Konzert von Kraftwerk spektakulär: Mit einer Live-Schaltung zur ISS setzte das legendäre Düsseldorfer Elektronik-Quartett neue Maßstäbe in Sachen medialer Inszenierung von Live-Events. Dass Jazz in der Musik der Genannten (und damit auf dem Schlossplatz, der mit Abstand größten Festivalbühne) eine untergeordnete Rolle spielt, entspricht zwar der programmatischen Offenheit des Festivalprofils, ruft aber auch ebenfalls regelmäßig kritische Stimmen hervor.

Zum Ausgleich durfte Jamie Cullum zum sechsten Mal über die Hauptbühne der Jazzopen toben. Vor allem aber der Renaissance-Arkadenhof im Alten Schloss erlebte mit Auftritten von Gregory Porter, Stanley Clarke und Till Brönner ein inspiriertes Jazz-Konzert nach dem anderen, insbesondere Pat Metheny wurde zum echten Erlebnis. Ein Höhepunkt war auch die Eröffnung mit der Verleihung der German Jazz Trophy an Rolf und Joachim Kühn. Mit Michael Wollny, GoGo Penguin, Christian McBride und Meshell Ndegeocello hochkarätig besetzt waren auch die anderen Veranstaltungen im Eventcenter SpardaWelt in der Nähe des Hauptbahnhofs, fußläufig vom Schlossplatz aus zu erreichen wie auch der Jazzclub Bix, in dem neben Chico Freeman, den Echoes of Swing und David Helbock auch Newcomer wie Knower oder Moon Hooch zu entdecken waren. Im Ludwigsburger Scala begeisterten Marcus Miller, Tom Ibarra und die New Yorker Sängerin und Songwriterin LP mit ausverkauften Shows. Rekordverdächtig auch die Anzahl der bespielten Bühnen: Zu den bereits erwähnten kamen vier weitere eintrittsfreie Spielstätten, ein ausgesprochenes Jazz-Highlight im Jubiläumsjahr war das Nachmittagskonzert von Wolfgang Dauner in der Domkirche St. Eberhard.