LEAK
Klare Töne, klassisches Design
Nein, früher war nicht alles besser, denn dem Begriff „besser“ wohnt eine pessimistische Grundstimmung in der Beurteilung der Gegenwart inne. Es ist eine wichtige Frage, ob man sich als Momentaufnahme ausschließlich den aktuellen Zustand der Welt anschaut oder auch ihre Entwicklung. Und die Entwicklung manifestiert sich auch in der materiellen Welt, hier exemplarisch im kleinen Kosmos der Unterhaltungselektronik: LEAK Audio ist wieder da.
Von Peter Steinfadt
Im kollektiven Gedächtnis der Audio-Gourmets gilt die Marke LEAK als klassischer HiFi-Adel aus England, die Maßstäbe in puncto Design und Technik gesetzt hat. Als LEAK 1963 den legendären Stereo 30 auf den Markt brachte, wurde er schnell zu Großbritanniens beliebtestem transistorisierten Vollverstärker (der Übergang von Röhrentechnik zu Transistoren war neu und revolutionär). Jetzt, nach über vierzig Jahren, kehrt die Marke mit einem HiFi-Duo, bestehend aus dem Verstärker Stereo 130 und dem CD-Transport CDT, zurück in die Läden. Beide Geräte kleiden sich im Retro-Design, das optional mit oder ohne edle Walnussholzteile geliefert wird.
Doch im Gegensatz zur Optik – der Stereo 130 ist seinem Vorgänger wie aus dem Gesicht geschnitten – ist die Technik auf dem neuesten Stand. Verpackt im eleganten Art-Deco-inspirierten Design, besitzt der Vollverstärker einen klassischen Ringkerntransformator und Class-AB-Endstufen. Dank seiner Vielfalt an Eingängen kann er eine ganze Reihe von analogen und digitalen Quellgeräten bedienen. Der Verstärker mit 2 x 65 Watt Leistung (4 Ohm) verfügt über einen eingebauten Moving-Magnet-Phono-Vorverstärker sowie eine Buchse für Kopfhörer. Ferner warten ein optischer und ein koaxialer Digitaleingang sowie eine USB-Buchse für HiRes-Signale auf Datenmaterial. Über die drahtlose Bluetooth-aptX-Verbindung ist Audio in CD-Qualität zu genießen.
Der ESS Sabre32 Reference ES9018K2M ist derzeit einer der besten D/A-Wandler-Chips auf dem Markt und unterstützt über USB PCM-Auflösungen mit bis zu 384 kHz sowie DSD (Direct Stream Digital) 256. Das Laufwerk CDT ist in einem elektromagnetisch entkoppelten Gehäuse untergebracht. Laufwerk und digitale Audioelektronik werden über jeweils eigene Netzteile mit Strom versorgt, um gegenseitige Beeinflussungen zu minimieren. Der permanent temperaturkompensierte, hochpräzise Quarz sorgt für sehr kleine Verzerrungen (Jitter) an den digitalen Ausgängen. Der LEAK CDT im traditionellen Gewand verfügt auch über eine USB-Schnittstelle, mit der sich Audiofiles mit bestechender Klangtreue abspielen lassen.
Das hübsche Brit-Duo wurde mit analogen und digitalen Medien getestet. Die Unterschiede zwischen beiden Modi fallen wirklich gering aus, und wo wir gerade so schön beim Thema „Tradition und Moderne“ sind, legen wir doch mal das neue AC/DC-Album Power Up (Sony, 2020) in den CDT. Da steckt noch Saft drin! Mit den älteren Herren aus Down Under ist immer zu rechnen: zeitlos, klassisch, gut. Die dichten Gitarrenwände, das treibende Schlagwerk und die Stimme des nunmehr 73-jährigen Brian Johnson stellt die Kombi in der Breite und Tiefe des Raums großzügig, sehr souverän, locker und dabei sehr sauber in den Hörraum. Die LEAKs plustern die Instrumente und Stimmen nicht unnatürlich auf; der Fokus der Darstellung liegt auf Dynamik und Drive. Die Briten gehören eher zur warmen, druckvollen und sehr farbstarken Fraktion der HiFi-Elektronik, und von der vielgeschmähten „digitalen Härte“ ist dankenswerterweise so gar nichts zu verspüren. Der erdig-substanzielle Grundton überzeugt, und erstaunlicherweise, gerade für diese Preisklasse, sind auch die Auflösung des Musikmaterials sowie die Raumdarstellung hier wirklich gut – zwei Spaßmaschinen, die nichts vermissen lassen.
Was ganz anderes: Damir Imamovićs Album Sevdah Takht (Glitterbeat, 2016) präsentiert eine Art Balkan-Blues. Das Wort Sevda bedeutet im Türkischen Liebe, aber reine Liebeslieder sind hier nicht zu erwarten. Über lange Zeiten hinweg erklangen sie, von der Saz begleitet, in den Häusern muslimischer Familien, und Damir Imamović zählt zu den innovativen jungen Stimmen dieses alten Genres. Sein Quartett baut einen minimalistischen, mal ruhigen, mal treibenden orientalischen Sound auf, und über allem schwebt der eindringliche Gesang des Bosniers. Seine traditionellen Sevdah-Lieder bewegen und verführen – ob in Sarajevo, Malmö oder Bielefeld. Die wunderschöne und unkitschige Melancholie der Lieder transportieren unsere Testkandidaten angenehm, involvierend und emotional reichhaltig. Der Bass ist voluminös und satt, die Darstellung der Höhen gerät leicht gerundet und ist aus diesem Grunde sehr langhörtauglich.
Die revitalisierte Marke LEAK tritt den Beweis an, dass wertige, hervorragend verpackte Elektronik nicht nur zeitgeistig retro um ihrer selbst willen ausschaut, sondern mit sehr gutem Klang die Brücke zwischen klassischem Design und Hightech des Jahrgangs 2020 zu schlagen versteht. Zwei Genussprodukte, haptisch und klanglich überzeugend. Der LEAK Stereo 130 kostet im Walnussmantel rund 870 Euro (in Silber 780 Euro), der LEAK CDT rund 630 Euro (in Silber 540 Euro).
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