London Column

Jazzmusiker spielen oft diskret in einer Ecke eines Restaurants, einer Bar oder bei allen möglichen Veranstaltungen. Hört ihnen jemand zu? Normalerweise nicht. Für das Trio von Fergus McCreadie, das zur Avantgarde der jungen schottischen Jazzszene gehört und vor allem für das Album Cairn mehrere Preise gewonnen hat, gibt es jedoch selten die Möglichkeit eines Auftritts bei einer Veranstaltung in der Größenordnung des Klimagipfels COP26 in Glasgow. Das Trio wurde engagiert, um beim Abendessen des TIME MAGAZINE mit dem Ehrengast John Kerry zu spielen. Wir haben die drei Mitglieder des Trios gebeten, uns von dem Abend zu erzählen, an dem sie eingeladen wurden, ein weiteres mitreißendes Set nach dem Abendessen zu spielen.

Ein Bassist gibt einem nie die Antwort, die man erwartet, und David Bowden enttäuscht nicht: „Ich weiß nicht, warum, aber Leonardo DiCaprio wurde kurzzeitig zu einer Art Besessenheit für uns alle drei. Wir wussten, dass er für die COP26 nach Glasgow gereist war, und wir dachten, wenn er irgendwo auftauchen würde, wäre der TIME-Empfang kein schlechter Tipp. Wir spielten eine Art Was-wäre-wenn-Szenario durch, in dem wir uns vorstellten, dass er uns in ein Gespräch verwickeln würde und wir ihm erzählten, welcher seiner Filme uns besonders gefiel. Aber leider ist er nicht aufgetaucht – oder zumindest haben wir ihn dort nicht gesehen.“

Schlagzeuger müssen immer die Logistik mit einplanen. So sagt Stephen Henderson: „Ich werde die Sicherheitsvorkehrungen nicht vergessen. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen Gig gespielt habe, bei dem vorher ein Spürhund mein Schlagzeug kontrolliert hat. Es kommt vor, dass ich vor allem von Schlagzeugern gefragt werde, welche Becken ich benutze, aber noch nie hat ein Hund die Kisten oder den Kofferraum meines Autos durchsucht, bevor ich auspacken und aufbauen konnte. Es war ein wirklich netter Hund, ein Spaniel, und seine Arbeit schien ihm Spaß zu machen. Wir hätten ihn fast als Maskottchen für die Band adoptiert.“

Pianisten sind gelegentlich dazu verdammt, auf schlechten Klavieren zu spielen, aber in diesem Fall konnte Fergus McCreadie definitiv aufatmen: „Ich habe mir den Jazz-Kurs am Royal Conservatoire of Scotland zum Teil dadurch finanziert, dass ich bei Feiern gespielt habe oder auch Jazz-Gigs – und die Klaviere waren oft nicht besonders gut. So ist das eben als Pianist: Man betet, dass man ein gutes Instrument bekommt. Der Flügel, auf dem ich beim TIME-Empfang spielen durfte, war perfekt, hatte einen tollen Klang und fühlte sich so gut an, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte.“

Sebastian Scotney betreibt die Website londonjazznews.com.