London Column

Alison Bentley, eine in Oxford lebende Sängerin, Gesangslehrerin und Musikjournalistin, starb im September im Alter von 62 Jahren an einer degenerativen Krankheit, mit der sie fast sieben Jahre lang stoisch gelebt hatte. Seit 2012 schrieb sie regelmäßig für LondonJazz News, und ihr früher Tod hat uns alle im Team tief getroffen.

Die Worte von Joni Mitchell, „You don’t know what you’ve got ’til it’s gone“, beschreiben gut, was wir alle fühlen. Das Besondere an Alison war, dass sie nicht nur mit Wissen, sondern auch mit Inbrunst über Musik schrieb, und sie hörte immer tiefgehender und konzentrierter zu als alle anderen, die ich kenne. Es gibt immer wieder Autoren, die beim Schreiben ihre eigene Wichtigkeit, ihre Coolness oder ihr Insiderwissen zur Schau stellen wollen; aber diese Art zu schreiben, die immer die gleichen alten Tropen wiederholt, wird für den Leser lästig und langweilig.

Außerdem wird heutzutage viel von Leuten geschrieben, die wenig Talent dazu haben. Alison war das Gegenteil davon. Sie schrieb lebendig über das, was sie hörte, und sie konnte eine Menge hören. Ihre Rezensionen vermittelten nie das Gefühl einer Pflichtübung oder Transaktion. Sie waren kunstvoll gestaltet und eine Freude zu lesen. Ich kehre immer wieder zu einigen ihrer Rezensionen zurück, z. B. zu der über Serena Fisseau und Vincent Peiranis Album So Quiet (ACT), und jedes Mal entdecke ich etwas Neues. Alison konnte auf einen faszinierend breiten Rahmen musikalischer Referenzen und Resonanzen zurückgreifen. Und einige ihrer Schilderungen des Südtirol-Festivals, das sie immer wieder besuchte, sind einfach genial.

Ich wollte einen Weg finden, ihrer Kunst ein Denkmal zu setzen, und dachte mir, dass ich in einer Welt, in der immer weniger gelesen wird, vielleicht versuchen könnte, die Art und Weise, wie sie ihre Liebe und ihr Wissen über Musik in einem anderen Medium zum Ausdruck gebracht hat, zu aktualisieren. Also habe ich zwei technikbegeisterte Musikerinnen in ihren Zwanzigern, beide Sängerinnen, Becky Alice und Rebecka Edlund, gebeten, eine Reihe von Videos zu produzieren. Die Aufgabe ist einfach: Sie sollen über Musik sprechen, die sie kennen und lieben, und so Alisons Tradition fortführen. Der erste Beitrag von Edlund berichtet über die schwedische Tradition des Luciafests. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Kolumne sollten die ersten Ergebnisse dieser Initiative zu sehen sein. Alison, Du bleibst uns immer in Erinnerung.

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website londonjazznews.com.