London Column

Nach mehr als fünfzig Jahren hat Herts Jazz, eine wöchentlich stattfindende Jazzveranstaltung, seine Türen für immer geschlossen. Es wurde 1969 als Jazz at the Bell im Dorf Codicote in Hertfordshire von Jimmy Skidmore gegründet. Dieser ist der Vater von Alan Skidmore und auch Saxofonist. In den letzten elf Jahren wurden die Gigs von Schlagzeuger Clark Tracey, dem Sohn des verstorbenen bekannten Pianisten Stan Tracey, und einem Team von Helfern organisiert. Das letzte Konzert fand am 19. Dezember 2021 in der Stadt St. Albans mit dem Alan Barnes Octet statt. Leider ist dies ist nicht die einzige regelmäßige Jazzveranstaltung, die eingestellt wurde. In den letzten Monaten haben wir schlechte Nachrichten aus mehreren Orten der englischen Provinz erhalten: Peterborough, Lowestoft und Shepperton.

Was ist passiert? Im Falle von Herts Jazz schrieb einer der Organisatoren, Stephen Hyde: „Leider haben wir, aus welchen Gründen auch immer, nie das Stammpublikum gefunden, das wir brauchten, um dauerhaft eine echte Begeisterung und Loyalität zu erzeugen.“ Das kann man nachempfinden. Am Ende hat das Team schweren Herzens den persönlichen Aufwand betrachtet, den sie als Freiwillige jede Woche auf sich nahmen: Sie haben oft eine Anfahrt von mehr als einer Stunde, kommen immer als Erste an, gehen als Letzte, fahren dann wieder zurück. Die Einnahmen der Band sichern sie durch den Verkauf von Eintrittskarten und Tombolas. Je mehr das Publikum schrumpft, desto weniger lohnt sich der ganze Aufwand. Dazu kommt, dass die Bedingungen, die das Arts Council für die Vergabe von Zuschüssen festlegt, für den Jazz schwer zu erfüllen sind. Herts Jazz hatte es erstmals nicht geschafft, einen Zuschuss für sein jährlich stattfindendes Festival zu erhalten, so dass das Team am Ende einen finanziellen Verlust hinnehmen musste.

Das ist ein deprimierendes Bild, nicht zuletzt weil Clark Tracey selbst felsenfest überzeugt war, seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit der Jazzszene leisten zu wollen.

Clark Tracey

Er folgte dem Beispiel einer der Größen des Jazzschlagzeugs, nämlich Art Blakey, den er als Jugendlicher kennenlernte, als er seinem Vater in Ronnie Scott’s Jazz Club hinterherlief. Traceys eigene Bands hatten immer das Aussehen der Jazz Messengers und erlaubten jungen britischen Jazzmusikern, ihr Talent zu erproben. Das war auch ein Zweck der Herts-Jazz-Gigs. Ein gutes Beispiel dafür war die Schaffung eines saisonalen Zusammenspiels für jüngere Musiker mit dem über 80-jährigen Saxofonisten Art Themen. Mike OBrien, ein weiterer Freiwilliger aus dem Team, sagt: „Clark hat sich hervorragend für den britischen Jazz eingesetzt.“ Man kann nur hoffen, dass sich weitere Möglichkeiten für diese Art von gemeinschaftsfördernder Energie und Talent finden werden.

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website londonjazznews.com.