London Column

Dieses Land kränkelt zurzeit etwas. Eine müde und hoffnungslos unpopuläre Regierung klammert sich an die Macht, während sie darauf wartet, im Herbst mit ziemlicher Sicherheit abgewählt zu werden. Die amtierenden Minister verschwenden oft ihre Energie auf Ablenkungsmanöver von ihrer eigenen Inkompetenz, wie z. B. das Aufbauschen von Streitigkeiten über Rassismus. Das Wirtschaftswachstum stagniert seit 2019. Und dieser Stillstand bestimmt, wie wir die Welt betrachten. In diese traurige Situation hinein hat BBC Radio 3 am 26. Februar eine überraschend gute Nachricht für den Jazz bekanntgegeben.

In unserer morgendlichen Meldung bei Londonjazz News schrieb ich: „Mir scheint, als hätten wir sehr lange auf eine Nachricht aus dem Broadcasting House gewartet, die so positiv für den britischen Jazz ist wie die heutige Ankündigung von BBC Radio 3. Ich denke an die Zeit zurück, als der Jazz noch durch Humphrey Lyttelton eine Präsenz bei der BBC hatte. Lyttelton ist 2008 gestorben. Ja, so lange ist es her…“ Die Ankündigung war, dass Soweto Kinch ab April eine neue einstündige Late-Night-Jazz-Show namens „’Round Midnight“ hat, die an fünf Nächten in der Woche ausgestrahlt wird. Damit erhöht sich die Anzahl der Stunden, die der Sender dem Jazz widmet, von dreieinhalb auf sechs, also um 71 Prozent. Das ist seit Jahren die längste Sendezeit, die einem Moderator zur Verfügung gestellt wurde, um die unglaubliche Vielfalt und den Reichtum unserer Szene zu zeigen. Ja, das sieht man diesem Artikel wahrscheinlich an: Ich bin total begeistert!
Ich habe die Reaktionen der Kommentatoren im Laufe des 26. Februar verfolgt. Und am Ende des Tages hieß es „gemischte Zukunft für Jazzradio-Hörer“, „eine Entweder-oder-Situation“ und „ein Nettoverlust“. Vielleicht ist es nötig, hier ein wenig kulturellen Kontext zu geben: Das Bashing und die Kritik an der BBC sind ein Volkssport, den die großen privaten Zeitungen täglich betreiben. Es wurde auch kritisiert, dass die 17-Uhr-Sendung „J to Z“ am Samstag gestrichen und durch eine Reihe von Late-Night-Sendungen ersetzt wurde. Aber diese Änderung war zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass die Samstagssendung außer Haus von Sony produziert worden war und Sony plötzlich beschlossen hatte, dass die Produktion von Sendungen für den öffentlichen Rundfunk für sie nicht mehr attraktiv oder profitabel genug war.
Ich wünsche Soweto Kinch und der Produktionsfirma Folded Wing, die übrigens schon seit fünfzehn Jahren Jamie Cullums wöchentliche BBC-Radio-2-Show produziert, viel Erfolg. Jetzt brauchen wir nur noch eine neue Regierung, die die britische Kultur fördern will, anstatt die Gesellschaft zu spalten, indem sie einen Culture War zwischen uns UK-Bürgern schürt.

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website londonjazznews.com