The London Column

Sebastian Scotney

In dieser Kolumne geht es um zwei Saxofonisten aus unterschiedlichen Landstrichen dieses immer weniger vereinigten Königreichs, alters- und karrieremäßig haben sie nicht viel gemein. Was verbindet sie dann? Zuerst einmal tragen sie denselben Namen: Thomas Smith, und zum zweiten sind sie einmal nacheinander am selben Abend auf derselben Bühne aufgetreten.

Bekannter ist der schottische Saxofonist Tommy, geboren im April 1967 als Thomas William Ellis Smith. Sein natürliches Talent und seine Hingabe zur Musik wurden schon früh erkannt. Mit der Hilfe von Mäzenen wie dem James-Bond-Schauspieler Sean Connery schaffte er den Sprung von seinem bescheidenen Edinburgher Vorort aufs Berklee College in Boston. Dort reüssierte er zum Mitglied des Gary Burton Quartet. Mit seinem Organisationstalent und seiner enormen Energie ist er heute die einflussreichste Figur in der schottischen Jazzszene. Jahrelang trug er sich mit der Idee eines Vollzeit-Jazzstudiums in Schottland. 2009 wurde sein Traum Wirklichkeit: Am Royal Conservatoire of Scotland wurde ein Jazzkurs gegründet. Tommy war auch die treibende Kraft hinter dem Scottish National Jazz Orchestra. Seine Pläne für 2021? Unter anderem arbeitet er an einem Soloalbum, angespornt von ähnlichen Schritten seines Golfbuddys Branford Marsalis.

Der mit 25 Jahren weitaus jüngere Tom Smith (Thomas Edward Smith, geboren im September 1995 in Tooting in Südlondon) steht erst am Anfang seiner Karriere. Er kam zweimal in die letzte Auswahl beim BBC Young Jazz Musician Wettbewerb und war 2018 der einzige britische Musiker in Maria Schneiders schweizerischer Generations Big Band in Frauenfeld. Sein erstes Album Gecko (Basho) ist im November erschienen. Darauf bildet er ein Trio mit zwei Studienkameraden: dem Vibrafonspieler Jonny Mansfield und dem Pianisten Will Barry. Toms Stärke liegt im klaren und bestimmten Spiel von Melodien in der englischen Lead-Alto-Tradition von Derek Humble und Roy Willox. In einem anderen Teil seiner Arbeit widmet sich Tom LGBT-Fragen. Mit der Gründung der Band Queertet gibt er der Bewegung eine überzeugende Stimme.

Wie war das noch mal mit dem Abend, an dem Tommy und Tom nacheinander auf derselben Bühne bei Ronnie Scott’s standen? Im Oktober 2018 war Tommy Smith die Zugnummer in der Hauptshow des Abends. Der als Witzbold bekannte Saxofonist Alex Garnett war dafür verantwortlich, die Musiker für die Late Show zu buchen. Zweimal Thomas Smith an einem Abend? Hatte er das aus Spaß so organisiert? „Reiner Zufall“, versichert er.

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website londonjazznews.com