Sebastian Scotney

The London Column

Es gehört schon ein ganz besonderes Talent dazu, junge Musiker auf die unberechenbare und prekäre Musikbranche vorzubereiten. Die Wahl-Londonerin Patricia (Pat) Pascal hat jedoch genau die richtigen Erfahrungen und Zeugnisse, um hier zu reüssieren. Angefangen hat alles, als Pat und ihr am Kontrabass ausgebildeter Ehemann Theo in Lissabon die Sängerin Carmen Souza unter ihre Fittiche nahmen, als diese noch ein Teenager war. Jetzt managen sie Carmens Karriere schon seit 20 Jahren. Die Pascals waren 2007 mit ihren kleinen Kindern nach London gezogen. Pat sagt: „Ich habe mich in die Szene hier verliebt, hier ist so viel mehr los als in Lissabon.“

Vor fünf Jahren kam Pat die Idee zu jazznewblood. Und was ist das? „Es ist eine Plattform, die jungen Musikern am Anfang ihrer Karriere gezielt helfen soll, einen Platz in der Musikszene zu finden.“ Wie sie darauf kam? Pat hat eine enge Beziehung zur Jazzwelt; sie erlebte hautnah, wie gut die jungen Musiker der Londoner Szene waren, wenn sie ihre eigenen Kinder zum Musikunterricht begleitete. „Meiner Meinung nach gibt der Markt jungen Musikern nicht genug Chancen zu zeigen, was sie können.“ Darum begann sie, Musikveranstaltungen zu organisieren und dadurch junge Musiker mit den Fertigkeiten und dem Know-how auszustatten, die sie zur Karriereförderung brauchten. Das waren Dinge wie professionelle Fotos und Aufnahmen, aber auch die Erziehung zur Selbständigkeit. „Ich half ihnen dabei, Auftritte in Clubs wie zum Beispiel Ronnie Scott’s zu bekommen, manchmal noch, bevor sie volljährig waren.“

Pat erzielt beeindruckende Ergebnisse. Ihr erstes Showcase im Rahmen des Londoner Jazz Festivals 2016 brachte junge Musiker ins Rampenlicht, die später von sich hören machten: Cassie Kinoshis SEED Ensemble, Mark Kavuma, Kokoroko, Alex und Tom Ridout und das Trio Zeñel. Erst kürzlich weckte das Debüt der Sängerin und Kontrabassistin Isabella Burnham aus Barbados großes Interesse.

Für das fünfjährige Jubiläum der Organisation wurde eine Playlist mit Aufnahmen von Musikern des letzten Showcases herausgebracht. Jazznewblood ruht jedoch nicht; es wird gerade in ein soziales Unternehmen (community interest company) umgeformt, das sich um alle möglichen Förderungsmittel bewirbt. Was sind die Risiken? Junge Musiker sind manchmal launenhaft. Pat hat aber nur Positives zu berichten: „Ich habe es bisher nie erlebt, dass ein junger Musiker unzuverlässig war. Gib ihnen Verantwortung, lass sie Erfahrungen sammeln – und sie werden dich nicht enttäuschen.“

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website londonjazznews.com.