The London Column

Die Corona-Pandemie hat die britische Jazzszene an den Rand ihrer Existenz geführt. Lockdown, Abstandsregeln und Lücken in der staatlichen Finanzhilfe bedeuten, dass sowohl Musiker wie Club-Betreiber in einigen Fällen vor dem Ruin stehen.

Wie oft in einer Krise gibt es jedoch rührige Menschen, die auf neuen Wegen Hoffnung bringen. Zwei Bandleader, der Saxofonist Phil Meadows und der Tubaspieler Chris Barrett, hatten Mitte Juni eine Idee: Sie gründeten die Musikerbewegung (Musicians’ Movement, musiciansmovement.co.uk), deren Ziel es ist, „die Musikszene im Vereinigten Königreich zu unterstützen und abzusichern, mit speziellem Fokus auf Menschen, die an der Basis der Branche arbeiten, und selbstständige Musiker und Musiklehrer“. Die neue Organisation wächst mit rasender Geschwindigkeit. Innerhalb weniger Stunden hatte ihre Facebook-Seite mehrere Hundert Mitglieder, nach einer Woche waren es 10.000. Angezogen von der positiven Ausstrahlung der Bewegung, entschied sich die Cellistin Shirley Smart, als freiwillige Helferin mitzumachen. „Ich kannte die Gründer eigentlich nicht, aber mir war gleich klar, dass es sich um klar denkende, praktische ,Can-do‘-Menschen handelt, die mit ihrer Sache Erfolg haben werden.“

Als Erstes startete die Bewegung eine Briefkampagne von Musikern an die Parlamentsabgeordneten ihres Wahlkreises, und überraschenderweise kamen detaillierte Antwortbriefe in der Post zurück. Darüber hinaus setzten die Abgeordneten im Parlament den Kulturminister mit Fragen unter Druck, die von Meadows und Barrett eingeschickt worden waren. Sie setzten sich auch erfolgreich dafür ein, dass das Arts Council England die „Project Grants“ für unabhängige Musikschaffende wieder freigibt.

Die Musikerbewegung geht schlau vor, ohne nachzumachen, was andere schon versucht haben. Schon früh haben sie sich mit einer anderen Organisation zusammengetan, nämlich dem Music Venue Trust, der über 700 Betreiber von Klubs repräsentiert. Zusammen haben sie eine unüberhörbare Stimme in einer Welt, in der die Zukunft ungewiss ist. Da kann man nur sagen: „Weitermachen!“

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website londonjazznews.com