Megaphon

Von Hans-Jürgen Linke

Monheim liegt am Rhein, ist nicht mal halb so groß wie Moers und gar nicht mal so weit von dort entfernt. Reiner Michalke, der bis vor einiger Zeit noch das legendäre Pfingst-Festival künstlerisch gestaltet hat, hat nun einen Vertrag in und mit Monheim unterzeichnet. Er konzipiert dort eine Musik-Triennale, die 2020 zum ersten Mal über die Bühnen der Stadt gehen wird und auf die wir jetzt schon sehr gespannt sind.

www.monheimer-kulturwerke.de/triennale/

Wolfgang Schlüter ist gestorben. Schlüter war einer der einflussreichsten Vibrafonisten Europas. Seit 1956 spielte er in mehreren Formationen mit Michael Naura, ab 1965 war er Mitglied der NDR Bigband und anderer deutscher Jazz-Orchester, und ab 1986 hatte er eine Professur an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. Er erhielt 2001 den Albert-Mangelsdorff-Preis, zwölf Jahre später den Echo Jazz und 2017 den Hamburger Jazzpreis. Er starb an seinem 85. Geburtstag in Hamburg.

In Würzburg war es, wo der junge Michael Wollny, aufgewachsen im nicht weit entfernten Schweinfurt, sein Musikstudium begann, und die Stadt hat ihm jetzt ihren Kulturpreis verliehen. Es ist der vierte Preis, den er in Bayern bekam, Beate Sampson vom Bayerischen Rundfunk hielt die Laudatio. Am 16. Januar ist Michael Wollny in Berlin an zentraler Stelle bei einem Festakt zum 100. Geburtstag des Dessauer Bauhauses beschäftigt.

Der Deutsche Musikautorenpreis wurde 2009 von der GEMA ins Leben gerufen und wird von einer Jury aus Musikschaffenden an Kolleginnen und Kollegen verliehen, die sonst oft im Schatten von Interpreten stehen. Die nächste Preisverleihung findet am 14.3. statt. Zur Jury gehört diesmal in der Sparte Jazz/Crossover der Trompeter und JAZZTHETIK-Coverboy Nils Wülker.

Der Frankfurter Musikpreis, der jedes Jahr auf der Frankfurter Musikmesse verliehen wird, geht diesmal an das Quatuor Ébène, das 1999 am Conservatoire National de Région Boulogne-Billancourt entstand, 2004 den ARD-Musikwettbewerb gewann und seither mit seiner intensiven Spielkultur und seinem weiten Repertoire ein immer größeres Publikum erobert hat.

Die aktuelle JIM (Jugend, Information, Media)-Studie hat ergeben, dass Musikmachen weiterhin eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten (nach „Freunde treffen“ und Sport) von Jugendlichen zwischen 12 und 19 ist. Gegenüber der letzten Studie vor zehn Jahren ergab sich ein Zuwachs von vier Prozent. Jeder fünfte Jugendliche hat demgemäß mehrere Male pro Woche Musikunterricht, Chor- oder Bandprobe. Die Studie zeigt auch, dass jüngere Befragte aktiver sind als die etwas älteren.

www.mpfs.de/studien/jim-studie/2018/

Florian Walter © Sabine Niggemann

In wenigen Stunden – genauer: am 5. Januar – bekommt Florian Walter, Saxofonist, Klarinettist, Klangforscher und Komponist, auf dem 27. Internationalen Jazzfestival in Münster den Westfalen-Jazz-Preis. Florian Walter hat an der Glenn-Buschmann-Jazzakademie in Dortmund und an der Essener Folkwang Universität studiert, das Münsteraner Label Umland Records mitbegründet und unter anderem das Blasinstrument Hechtyphon erfunden.

www.jazzfestival-muenster.de

Joe Fonda – Just Music Festival

Jenseits vom Jazz gibt es einfach nur Musik, beziehungsweise „Just Music“, wie der Wiesbadener sagt. Das so betitelte Festival im Kulturforum Friedrichstraße 16 in der hessischen Landeshauptstadt bietet am 22. und 23. Februar Musik mit Uwe Oberg, Joe Fonda, Lucía Martínez, Isabelle Duthoit und Franz Hautzinger, Radian aus Österreich, Philipp Groppers Philm, Nicola Hein und Jan Klare 2000. Außerdem gibt es am 23. Februar einen Ensemble-Workshop mit Joe Fonda, zu dem sich Interessierte, egal mit welchem Instrument, anmelden können.

www.justmusic-festival.de/

Kit Downes – JOE Festival

Das JOE-Festival – Moment: Joe? Ah: Jazz Offensive Essen – also Joe kommt nach Essen in die Zeche Carl, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, und zwar ab 17. Januar. Zu hören werden sein: das Quartett Salomea, Kit Downes an einer Orgel, ein Quartett mit dem einprägsamen Namen qÖÖlp, sodann (18. Januar) Piepen En Kraken, Bill McHenry und Joe Smith sowie das Bobo Stenson Trio, am 19. Januar dann Rieko Okuda und Hanna Schörken, die Velvet Revolution und Vula Viel.

www.zechecarl.de

Jiggs Whigham und Ansgar Striepens © DMR, Thomas Kölsch

Ansgar Striepens wird ab 2020 von Jiggs Whigham die Leitung des Bundesjazzorchesters übernehmen, Whigham bleibt der Band als Ehrendirigent erhalten. Niels Klein, der seit 2011 ebenfalls zur künstlerischen Leitung des Orchesters gehört, wird das zur Freude vieler auch weiterhin tun.

In Denver, Colorado, erhielt Wadada Leo Smith jüngst den Religion and the Arts Award der American Academy of Religion. Der Preis wird jährlich vergeben und ist für Künstler ausgelobt, die neue Wege eröffnen, das Verhältnis zwischen Kunst und Religion zu sehen. Auch Meredith Monk erhielt den Preis schon; Wadada Leo Smith ist der 13. Preisträger.

Liro Rentala © Gregor Hohenberg

Im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie gibt es, kuratiert von Siggi Loch, seit geraumer Zeit die Reihe Jazz at Berlin Philharmonic. Diesmal steht ein Tribute-Konzert für die Baronesse Pannonica de Koenigswarter (1913 – 1988) auf dem Programm. Sie war Freundin und Mäzenin zahlreicher Jazzmusiker vor allem der Generation Bebop, darunter Thelonious Monk und Charlie Parker. Kein Wunder, dass etliche Jazz-Kompositionen ihr zugeeignet sind. Iiro Rantala wird mit einem Septett, zu dem auch Angelika Niescier und Ernie Watts gehören, einiges davon spielen – am 6. Februar in der Berliner Philharmonie.

Frances Taylor Davis war die erste Mrs. Miles Davis. Sie war Tänzerin und in den späten 40ern als erste afroamerikanische Ballerina im Paris Opera Ballet zu erleben. Sie arbeitete am Broadway mit Benny Goodman, Sammy Davis Jr. und Elvis Presley. 1953 traf sie Miles zum ersten Mal in Los Angeles, war seit 1958 mit ihm zusammen. Sie heirateten am 21. Dezember 1960 und ließen sich 1968 wieder scheiden. Wir schweigen über die näheren Begleitumstände dieser Ehe. Frances Taylor Davis starb am 17. November 2018.

Die Jury für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik hat unter anderem folgende Veröffentlichungen auf die letzte Vierteljahresliste des Jahres 2018 gesetzt: den Komponisten John Adams (für Doctor Atomic, Warner), die schwedische Komponistin Malin Bång (für Structures of Light and Spruce, Neos), Günter „Baby“ Sommer und Till Brönner (für Baby’s Party, Intakt), die Henrik Freischlader Band (für Hands on the Puzzle, Cable Car) und Les Poules à Colin (für Morose, Steeplejack Music).

www.schallplattenkritik.de/news/1008-bestenliste-4-2018

Das Land Baden-Württemberg fördert professionelle Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker aus dem Bundesland mit Zuschüssen zu Reise- und Aufenthaltskosten bei Konzertauftritten in Deutschland und im Ausland. Auch Jazzfestivals können einen Zuschuss erhalten. Dafür stellt das Land 345.000 Euro bereit. Anträge sind bis zum 15.1.2019 an den Jazzverband zu stellen. Anträge auf Festival-Förderung können bis zum selben Termin an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gerichtet werden.

www.mwk.baden-wuerttemberg.de/ausschreibungen

Was aus der Alten Münze in Berlin werden wird, wird man sehen. Was sie war, was sie zurzeit ist und bald werden könnte, kann man auch sehen, und zwar in der Alten Münze selbst, wo eine historische Ausstellung zum Areal der Alten Münze gezeigt wird. Mitte Januar beginnt in Berlin ein multilateraler partizipativer Prozess zwischen Politik und der Kulturszene zur Entwicklung von Nutzungskonzepten des Gebäudes für Kunst und Kultur. Dabei sollte nach dem Willen der Kulturschaffenden in der Vermietung die Idee einer Gewinnerzielung keine Rolle spielen.

www.koalition-der-freien-szene-berlin.de/category/ag-alte-muenze/

Das Institut für Neue Musik und Jazz an der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt lädt Studieninteressierte kostenlos und unverbindlich zu Workshops und Einzelberatungen ein. Sechs Professoren und Dozenten werden dafür am 2. und 3. Februar ab 14 Uhr im Hochschulzentrum am Horn in Weimar zugegen sein, am Abend ist eine Jam-Session mit Studierenden des Instituts geplant. Um Anmeldung bis zum 20. Januar wird gebeten – unter der Mailadresse manuela.jahn@hfm-weimar.de oder telefonisch unter 03643-555186.

www.hfm-weimar.de/jazz

Achim Kaufmann © Lothar Fietzek

Übrigens ist Achim Kaufmann zum Beginn des Wintersemesters auch endlich Professor für Klavier an dem besagten Institut in Weimar geworden. Glückwunsch!

Mitte November wurde in Mannheim im Rosengarten, nicht weit von Thomas Sifflings schönem Club Ella & Louis, wieder der APPLAUS vergeben, der Spielstätten-Programm-Preis für drei Kategorien von Bühnen in deutschen Städten, die in unterschiedlicher Intensität und Häufigkeit Jazzkonzerte anbieten, aber allesamt unbeirrt und engagiert daran festhalten. Die Liste der Verdienstvollen kann man auf der Website der Bundeskonferenz Jazz anschauen: www.bk-jazz.de/tag/applaus/

Den Hessischen Jazzpreis des Jahres 2018 hat Matthias Schubert bekommen. Preisübergabe und Preisträgerkonzert seines neu zusammengestellten Quintetts mit Stephan Meinberg, Simon Nabatov, Dieter Manderscheid und Dominik Mahnig fanden am 2.11. in Rüsselsheim am Rhein statt.

Angedlique Kidjo – Burghausen

Und im Frühling fahren wir nach Burghausen, wo im Rahmen der 50. Internationalen Jazzwoche (26.-31. März) das Finale des elften Burghauser Nachwuchs-Jazzpreises stattfindet.

www.b-jazz.com

Den Young Munich Jazz Prize gewann im November die Pianistin, Komponistin und Bandleaderin Johanna Summer.

David Lynch

 

Love in Vain, ach, alles vergeblich, man könnte den Blues kriegen. Wären da nicht David Lynch oder Robert Johnson. Über den hat Alan Greenberg 1983 ein lange vergessenes Drehbuch mit dem Titel Love in Vain. The Life and Legend of Robert Johnson geschrieben. David Lynch aber soll sich vor einiger Zeit schon darangemacht haben, Geld zusammenzuscharren für eine Verfilmung dieses Drehbuchs. Doch nicht alles vergebens?

Louis Armstron

 

Und noch ein Film, wenn auch offenbar in einer noch früheren Entwicklungsstufe: Tracy Morgan, der bis dato vor allem als Komiker bekannt ist, ließ durchblicken, dass er an einem Projekt arbeite, in dem er den großen Satchmo aka Louis Armstrong verkörpern wolle. Am Drehbuch ist Jeff Stilson beteiligt, der unter anderem auch als Autor für David Letterman arbeitet. Morgan sagte, er habe auch schon ein paar Takte von „Mack the Knife“ im Satchmo-Stil gesungen. Das mit der Trompete aber wird er vermutlich lassen.

Gute Nachrichten: Berlin hat gerafft, was in Moers los ist. Die derzeitig gewährte Förderung von 150.000 Euro sollte eigentlich 2019 auslaufen, nun hat der Bund dem Pfingst-Festival eine jährliche Förderung von einer Viertelmillion Euro zugesagt, die für das 50. Festival (2021) sogar auf 400.000 € aufgestockt wird. Da kann Tim Isfort endlich mal richtig hinlangen.

Jocelyn B. Smith

Naheliegenderweise bekommt der Bund besonders viel von dem mit, was in Berlin läuft. Different Voices of Berlin zum Beispiel ist der Name eines sozial pointierten Chor-Projektes, in dem sich die Jazz- und Opernsängerin Jocelyn B. Smith, die seit Mitte der 1980er Jahre in Berlin lebt, engagiert. Dafür bekam sie verdientermaßen das Bundesverdienstkreuz.

Für das Album Mocca Flor bekam das Quadro Nuevo eine Goldene Schallplatte, über die sich nicht nur die Musiker, sondern auch das Label (GLM) und der Vertrieb (Soulfood Music) nach 16 Jahren Zusammenarbeit sehr gefreut haben.

Roy Hargrove © Andrea Boccalini

 

Roy Hargrove, Trompeter, wurde nicht einmal 50 Jahre alt. Geboren in Waco, Texas, wurde er von Wynton Marsalis entdeckt, spielte unter anderem mit Joe Henderson, Stanley Turrentine, Branford Marsalis, Christian McBride, Herbie Hancock und Michael Brecker. Nur wenige wussten, dass er seit über 14 Jahren an Nierenversagen litt und Dialyse-Patient war. Er starb im November in New York.

Axel Dörner © Frank Schindelbeck

Den Berliner Jazzpreis hat Axel Dörner zugesprochen bekommen, die Preisverleihung mit Konzert findet allerdings erst am 27. Juni 2019 in Kleinen Sendesaal des rbb statt. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit Dörners Abkehr von tradierten Spielweisen, womit er „den Zuhörern große Aufmerksamkeit sowie Lust am Unerwarteten“ abverlange und „neue Klangräume“ schaffe. Vielen Dank dafür, das Vergnügen ist ganz hörerseits!

Cornelius Sonny Fortune, Jahrgang 1939, spielte Alt- und Sopransaxofon und Flöte, arbeitete mit Elvin Jones, McCoy Tyner, Buddy Rich und Miles Davis, später auch mit Rabih Abou-Khalil, Pharoah Sanders und Barbara Dennerlein. Am 25. Oktober starb er nach mehreren Schlaganfällen in New York.

Tony Joe White, Sänger und Songschreiber und stilübergreifend in den Genres Blues, Rock, Country und R’n‘B unterwegs, schrieb Songs für Willie Nelson, Elvis Presley, Ray Charles, Tina Turner und Joe Cocker. Sein letztes Album Bad Mouthin‘ erschien im September 2018. Er starb nach über 50 kreativen Jahren im Alter von 75 im Oktober 2018.

Jacob Collier

Jacob Collier, Sänger, Komponist, Arrangeur, Multiinstrumentalist, der am liebsten alles selbst singt und spielt und der von Quincy Jones entdeckt wurde und gefördert wird, kommt im Februar nach Deutschland. Und zwar in die Muffathalle in München (4. Februar), in die Live Music Hall in Köln (9. Februar), nach Hamburg ins Docks (15. Februar) und ins Huxleys in Berlin (16. Februar).

Eine harte Prüfung für alle, die des Dänischen nicht mächtig sind, bedeutet der Danish Jazz Award, der in einem Teater (ohne „Th“) namens Bremen verliehen wurde, das aber trotz seines Namens in Kopenhagen (dänisch: København) liegt. Aus einer langen Liste von Nominierten wurden für den Preis ausgewählt: die Bigband Maluba, das Trio Phronesis, das Anders Fjeldsted Sextet, der Pianist Aaron Parks mit Jakob Bro, Kasper Tranberg, Anders Christensen und Cornelia Nilsson, außerdem Signe Emmeluth, Kresten Osgood und Jesper Tilo. Und dann gab es noch einen Kinderjazzpreis für das Flensborg/Venndt Duo und ihr Programm Brumbasserne. Hjertelig til lykke!

Trail of Souls – JAZZAHEAD! © Jörn Sternersen

Weil die Zeit so rasend schnell vergeht, ist bald auch wieder April, und der April ist jazzahead!-Monat. Das Partnerland ist in diesem Jahr Norwegen, klein an Einwohnerzahl, groß an Fläche, an Nord-Süd-Ausdehnung und an internationalem musikalischem Einfluss – besonders auf den Jazz. Der Eröffnungsabend des Showcase-Festivals (25. April) wird acht norwegische Bands auf der Bühne in Halle 7 und im nahe gelegenen Schlachthof präsentieren, und überhaupt wird während des jazzahead!-Festivals (13.-28. April) norwegische Kultur in Bremen in mancherlei Gestalt zugegen sein, weit hinaus über den Jazz. Und am Sonntag, 28. April, ist dann in Bremen jazzahead!-Aschermittwoch.