Von Hans-Jürgen Linke

Der Jazz Pott ist kein Jackpot. Wer den Essener Jazz Pott kriegt, hat zwar nicht ausgesorgt, aber Ruhm und Ehre eingeheimst. Das wurde in diesem Jahr dem Klarinettisten, Improvisator und Komponisten Theo Jörgensmann zuteil, der den Kohlenpott auf die internationale Landkarte des Jazz befördert hat. Großen Glückwunsch – und dringender Hinweis auf das Preisträgerkonzert am 6.10. im Essener Grillo-Theater.

König Gustavs Königlich Schwedische Musikakademie gibt es immer noch. Jetzt wurde, kurz nachdem ihn die USA mit dem Arts Jazz Masters Award bedacht hatten, Pat Metheny in diese gekrönte Akademie berufen, wo er unter anderem auf seine Landsleute John Adams und Steve Reich trifft. JAZZTHETIK sagt: Wow!

Bill Watrous III. war ein herausragender Bebop-Posaunist. Er gehörte seit den späten 60er Jahren zu den begehrtesten Studio-Posaunisten an der amerikanischen Ostküste und spielte unter anderem mit Quincy Jones, Maynard Ferguson und Woody Herman. In Europa wurde er vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Kai Winding, Albert Mangelsdorff und Jiggs Whigham bekannt, mit denen er den Trombone Summit bildete und 1980 für MPS eine Plattenaufnahme machte. Er starb am 2. Juli in Los Angeles.

Cymin Samawatie © Hans Kumpf

Auf dem Rudolstadt-Festival bekam Cymin Samawatie im Juli den Deutschen Weltmusikpreis Ruth, weil sie, wie die Jury lobte, eine der kreativsten Musikerinnen der Ethno-Jazz-Szene ist.

Wärmstens empfohlen und präsentiert von JAZZTHETIK: Auch in diesem Jahr gedeihen auf Tamperes Jazz Happening finnische Eigengewächse neben Paradiesvögeln und internationalen Größen. Vier Tage Musik rund um die Uhr in drei urigen Venues – Sauna am See inklusive. Vom 1.-4.11.

https://tamperemusicfestivals.fi/jazz

Rolf + Joachim Kühn © Hans Kumpf

Die German Jazz Trophy wurde an die Brüder Kühn (Rolf + Joachim) und an Wolfgang Dauner zur Eröffnung der Jazzopen Stuttgart verliehen.

Ganesh Geymeier, geboren 1984, gehört zu den gefragtesten Saxofonisten seiner Generation und ist, wie eine Jury befand, ein „unwiderstehlicher Klangpoet“. Dafür gab es nun den Schweizer Musikpreis.

Paulo Cardoso, 1953 in São Paulo geboren, kam 1973 nach Deutschland, um Orchestermusiker zu werden. Fünf Jahre später war er Jazzmusiker, spielte unter anderem mit Klaus Ignatzek, Art Farmer, Mal Waldron und Archie Shepp und unterrichtete an der Hochschule für Musik und Theater München. Er starb am 21. Juli.

Das größte und älteste Jazzfestival der Türkei, das Istanbul Jazz Festival, hat seit dem 1. August einen neuen Direktor: Harun Izer gehörte schon seit 2011 zum Kreis der Festivalleitung und ist jetzt als Festival-Direktor Nachfolger von Pelin Opcin. Harun Izer ist Jurist und verfügt über langjährige Erfahrungen im Kulturmanagement in unterschiedlichen Sparten.

Die Sons of Kemet sind für die Jazz-Abteilung des Hyundai Mercury Preises nominiert. Ihr Album Your Queen Is a Reptile befindet sich unter den acht Posten der Shortlist. Das Geheimnis, wer den Preis bekommt, wird am 20.9. in London im Hammersmith Apollo, Queen Caroline Street, W6 9QH, gelüftet.

Alle Jahre wieder gibt es in der Alten Feuerwache in Mannheim den Neuen Deutschen Jazzpreis. Der Kurator, der aus der Vorauswahl der IG-Jazz-Rhein-Neckar-Jury die drei Finalisten bestimmen wird, ist in diesem Jahr der französische Bassist Renaud García-Fons. Das Wettbewerbs-Finale steigt am 16.3.

Die Insel Terceira gehört zu den Azoren, die im nordatlantischen Sommer in der Regel als Herkunftsgebiet angenehmer Hochdruckgebiete bekannt sind. Auf der Insel gibt es vom 3.-6.10. das Angra Jazz Festival, das in diesem Jahr zum 20. Mal stattfindet. Es präsentiert in vier Konzertnächten im Saal des Centro Cultural e de Congressos de Angra do Heroísmo Musiker von den Azoren, aus Portugal, Kuba, dem Vereinigten Königreich, Kanada und den Vereinigten Staaten.

www.angrajazz.com

Tomasz Stanko © Marcin Kydrynskj

Tomasz Stańko, Jahrgang 1946, gehörte fünf Jahrzehnte lang zu den profiliertesten Jazzmusikern in Europa. Sein stilistischer Einzugsbereich war immens, seine Tongebungen an der Trompete stilbildend, und sein Lebensstil seit Mitte der 60er Jahre international ausgerichtet. Er schrieb Filmmusiken, spielte mit zahlreichen internationalen Größen, gehörte selbst zu diesem erlauchten Kreis und äußerte sich mehrfach kritisch zur aktuellen Politik Polens. Jetzt ist Tomasz Stańko in Warschau gestorben.

Der slowenische Fotograf Žiga Koritnik, den unter anderem Han Bennink, Elliott Sharp und Anthony Braxton für einen der besten Fotografen auf dem Planeten halten, plant ein Foto-Buch. Es soll 376 Seiten umfassen, auf denen 272 seiner Fotos von 45 internationalen Festivals und anderen Konzertorten in 14 Ländern auf vier Kontinenten zu sehen sind. Der Titel wird Cloud Arrangers lauten. Žiga Koritnik will die Finanzierung per Crowdfunding realisieren, das am 6.9. beginnt. Wer mitmachen will, kann an zkoritnik@gmail.com schreiben und sich registrieren lassen. Informationen unter

http://zigakoritnikphotography.com

Marco Ambrosini, Jean-Louis Matinier © Thomas Radlwimmer

 Murnau lädt zum Weltmusikfestival grenzenlos ein. Der Eröffnungsabend am 19.10. ist unter dem Motto „in real time“ dem in Murnau geborenen Rokoko-Komponisten Placidus Cajetanus Laurentius von Camerloher gewidmet. Am 20. und 21.10. spielen Maya Homburger und Barry Guy, Marco Ambrosini, Jean-Louis Matinier, Eva-Maria Rusche, Undine Brixner, Nikolaus Paryla sowie John Potter‘s Dowland Project.

www.weltmusikfestival-grenzenlos.de

In Moers hat die Kultur GmbH mit dem Künstlerischen Leiter des mœrs festivals, Tim Isfort, über eine Vertragsverlängerung über das Jahr 2019 hinaus zu verhandeln begonnen. Der Aufsichtsrat sprach Isfort sein Vertrauen aus – es wird also nicht still werden zu Pfingsten in Moers.

Archie Shepp

 Archie Shepp ist Artist in Residence beim diesjährigen 20. Enjoy Jazz Festival im Rhein-Neckar Raum. Als Festival-Präludium gibt es am 30.9. einen Abend unter dem Titel Learn to Enjoy Jazz mit Nadin Deventer, Künstlerische Leiterin des Berliner JazzFestes, Enjoy-Jazz-Leiter Rainer Kern und Christine Stephan, Herausgeberin der JAZZTHETIK. Das Festival wird in der Heidelberger Stadthalle am 2.10. eröffnet von dem politisch wie musikalisch äußerst hörenswerten Kollektiv Les Amazones d’Afrique. Die verschiedenen Konzerte, Formate und das anregende Rahmenprogramm des Festivals werden, verteilt über mehrere Städte, bis mindestens zum 17.11. dauern.

www.enjoyjazz.de

Das Erste Deutsche Stromorchester, das der Kölner Trompeter und Performer Rochus Aust erfunden hat, macht nicht einfach nur Musik. Es geht auf eine Reise mit 51 Konzerten entlang des 51. Breitengrades, die in NRW beginnt, nach Menden, Iserlohn, Münster, Recklinghausen, Essen, Köln, Düsseldorf und Emmerich, die allesamt nicht allzu weit vom 51. Breitengrad entfernt sind. Weitergehen soll es dann in Richtung Westen, die Mitwirkung anwohnender Künstler ist eingeplant, die genaue Kartierung der Orte und ihrer Bewohner werden Bestandteile der Partitur, die sich im Laufe der Reise zu einer Meta-Partitur auswächst. Mal sehen. Mal hören.

www.rochusaust.de/stromorchester1.html

Am 5.9. endet die Bewerbungsfrist für die Sarah Vaughan International Jazz Vocal Competition. Am 12.10. werden die fünf Finalistinnen und Finalisten bekanntgegeben, und am 18.11. steigt das Finale im New Jersey Performing Arts Center in Newark, NJ, vor einer erlauchten Jury. Näheres unter der Webadresse:

www.sarahvaughancompetition.com

Rebekka Bakken

Die 18. Jazztage Dresden füllen fast den kompletten November und bieten an 21 Spielstätten in der Stadt ein äußerst umfangreiches Konzertprogramm, das den weiten stilistischen Bereich dessen, was heute Jazz heißt, und auch einiges darüber hinaus abbildet – vom Quadro Nuevo und der Barrelhouse Jazz Band über Rebekka Bakken, Gregory Porter, die Jan Garbarek Group oder die Klazz Brothers bis zu Martin Tingvall und Al Di Meola. Gleich am 1.11. geht’s los.

www.jazztage-dresden.de

The Look of Love by Frank Schindelbeck

Der Kunstverein Rüsselsheim zeigt vom 23.9. an bis zum Jahresende Fotografien von Frank Schindelbeck unter dem Titel The Look of Jazz. Schindelbeck geht es nicht um Dokumentationen, sondern um das sekundenbruchteilhafte Einfangen poetischer Momente.

www.kunstvereinruesselsheim.de

Judi Jackson

Judi Jackson, Soul-, Pop- und Jazz-Sängerin, ist im Oktober auf Europa-Tournee mit einer Verbeugung vor Nina Simone, Motto: „Little Girl Blue“. Nach Stationen in Belgien und Frankreich kommt sie am 16.10. in den Frannz Club in Berlin und am 17.10. ins Mojo Jazz Café in Hamburg.

In Burghausen wird es 2019 wieder den Nachwuchs-Jazzpreis geben, Bewerbungen sind bis 31.10. möglich. Bewerben können sich Formationen ab drei Musikern und Bigbands, das Höchstalter ist auf 30 Jahre (Jahrgang 1989) begrenzt. Das Finale der von der Jury ausgewählten Bands findet am 26.3. im Stadtsaal Burghausen statt. Die Bewerbungsunterlagen und alle Modalitäten sind veröffentlicht auf der Website:

www.b-jazz.com

Ob es wirklich ein Gitarrist war, der im Juli aus seinem Gitarrenkasten eine Spitzhacke entnahm, um damit Donald Trumps Stern auf dem Hollywood Walk of Fame zu zertrümmern? Austin Mikel Clay rief selbst die Polizei an, ging dann fort und wurde wenig später festgenommen. Knapp zwei Jahre zuvor hatte es schon einen Anschlag auf den Stern gegeben. Der damalige Täter James Lambert Otis soll jetzt für Clay die Kaution gestellt haben. Solidarität unter Vandalen!

Zum Jazz-und-Wein-Festival in Leibnitz vom 27.-30.9. kommen nicht nur Wadada Leo Smith mit dem Great Lakes Quartet, man wird auch The Whammies hören, Marius Neset, die kubanischen Pianisten Marialy Pacheco und Omar Sosa sowie das Trio des Bassisten Renaud García-Fons.

www.jazzfestivalleibnitz.at

Ken Pickering © Christine Stephan

Ken Pickering brachte 1985 das Vancouver International Jazz Festival in Gang, war über 30 Jahre lang dessen Künstlerischer Leiter und überhaupt ein unermüdlicher und einflussreicher Förderer der improvisierten Musik in Kanada – als Produzent, als Veranstalter, als Inhaber des Black Swan Record Store, als guter Freund der Musikerinnen und Musiker und ihr Hörer. Ken Pickering starb am 10. August infolge einer Krebs-Erkrankung und hinterlässt zahllose Mitmenschen bestürzt und trauernd.

Avishai Cohen © Bernard Rie

Zum Trans4JAZZ im schwäbischen Ravensburg vom 7. bis 11.11. kommen unter anderem Al Di Meola, die Mike Stern Band, Avishai Cohen, Mathias Eick und Kinga Głyk. Der Vorverkauf hat längst begonnen, also los jetzt, die Festivalpässe sind schon ausverkauft, hört man.

www.jazztime-ravensburg.de

Hoffentlich klappt es diesmal: Das legendäre Tonstudio der Musikproduktion Schwarzwald (MPS) soll wiederbelebt werden. Nach gefühlt endlosen Querelen ist es dem Jazz-Experten und Geschäftsmann Friedhelm Schulz und dem Immobilienunternehmer Berthold Käfer aus Villingen gelungen, das kulturelle Erbe der MPS zu retten und einem Trägerverein zu übertragen, dessen Gründung im Oktober vollzogen werden soll. Dann wird es wieder aufwärtsgehen im Studio.

Sweto Kinch © Iza Korsak

Vom 11.-20. Oktober gibt es in Leipzig Fish & Chips. Das britische National-Fast-Food soll nicht den Brexit begleiten, sondern an den großartigen britischen Jazz erinnern, der gerade etwas in Vergessenheit zu geraten droht – vielleicht auch Folge einer splendid isolation? An zehn Tagen werden, verteilt über zehn Spielstätten – darunter Oper und Schauspielhaus, Liebfrauenkirche, Westbad oder Werk 2, Halle D –, Musikerinnen und Musiker aus dem Großen Britannien, Deutschland und den USA mit- und nebeneinander spielen, darunter Norma Winstone, Dave Holland und das Hidden Orchestra. Max Andrzejewskis Hütte mit Gästen nimmt sich der Musik von Robert Wyatt an, Leafcutter John unterstützt Michael Wollny und Alex Nowitz bei den Goldberg-Tangenten. Und Europa lebt.

www.jazzclub-leipzig.de

In seiner zweiten Förderrunde des Jahres fördert der Musikfonds 63 Projekte mit einem Volumen von 725.000 Euro. Für die Digitalisierung der Aufführungstechnik von Livemusik-Spielstätten hat das sogenannte Kulturstaatsministerium 1,167 Millionen bereitgestellt, die 188 Clubs zugutekommen. Die Initiative Musik steuert in ihrer 41. und 42. Förderrunde Beiträge zu insgesamt 98 Projekten bei. Gefördert werden 91 Künstlerprojekte von HipHop über Pop bis zu Jazz, dazu werden sieben Infrastrukturprojekte gefördert, darunter die Musikwirtschaftsstudie „Zukunft der Musiknutzung“.

Lizz Wright © Jesse Kitt

 Vom 12. bis 19.9. kommt es in Oberhausen zur zweiten Lieferung des Festivals HÖMMA! Das Programm ist hochkarätig und abwechslungsreich, das Publikum wird zu eigenen Aktivitäten animiert, und ein besonderes Highlight verspricht das Konzert der WDR Big Band mit Lizz Wright im Stadttheater zu werden.

www.sensitive-colours.de

Die Preisträger-Shortlist der VIA – VUT Indie Awards – ist komplett. Zum sechsten Mal zeichnet der Verband unabhängiger Musikunternehmen Talente der unabhängigen Musikbranche aus. Die Preise werden nach Qualitätskriterien vergeben, nicht nach kommerziellem Erfolg. Das Verleihungsfest ist ein Höhepunkt des Reeperbahn Festivals, das vom 19. bis 22.9. in Hamburg stattfindet.

www.viaawards.de

Wo kommen jetzt all die Haare her? Das Start-up Skin46 aus Buchs in der Schweiz hat ein Verfahren entwickelt, um auf hygienisch perfektem Weg medizinisch reinen Kohlenstoff aus Haaren zu gewinnen und daraus eine Tattoo-Tinte herzustellen. Wer nun Haare von, sagen wir, Elvis Presley einsendet und nachweist, dass er zu ihrer Verwendung befugt ist, kann also eine Ladung Tattoo-Tinte vom leiblichen King bekommen. Auch andere Herkunftshaare sind möglich. Skin46 betont, dass dies kein Scherz ist.

Das Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena lädt zur Tagung „Jazz im deutschsprachigen Raum: Themen, Methoden, Perspektiven“ (21./22.9.) in den Seminarraum 1 im Hochschulzentrum am Horn der Musikhochschule Franz Liszt in Weimar. Die Leitung der Tagung hat Martin Pfleiderer, der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten unter:

jazzforschung@hfm-weimar.de