Pier Audio

MS 580 SE

Musikgenuss auf Französisch

Dietmar Hölper did it again. Seine Mission lautet: Vertrieb von langlebigen, hochmusikalischen Produkten zu verhältnismäßig günstigen Preisen. Dieses Credo zieht sich durch sein gesamtes Marken- und Produktportfolio. Das hat er nun durch einen Hersteller aus Frankreich ergänzt.

Von Peter Steinfadt

Der Westerwäldler entdeckte für den HiFi-Markt jüngst den hierzulande unbekannten Hersteller Pier Audio aus Frankreich und vertreibt diesen nun in Deutschland. Und Geschmack hatte man in Frankreich ja schon immer. Nicht nur, was die formidable Optik und beneidenswerte Stilsicherheit angeht – man denke nur an den einzigartigen Citroën DS 21, im Volksmund als „die Göttin“ der Automobile verehrt –, auch viele audiophile Ohren haben, bedingt durch oft außergewöhnliche technische Lösungen und exquisites Design, ihr Zuhause in der Grande Nation.

Pier Audio bietet zwei Elektronik-Linien an. Die Classic-Serie mit reinen Röhrengeräten und die Gold-Serie mit einem Hybridkonzept aus Transistor- und Röhrentechnologie. In Hybridkonzepten werden die Stärken beider Welten miteinander technisch vermählt: In der Vorstufe von Verstärkern wandeln Röhren die zarten Signale von Musikquellen um und geben diese im Anschluss an die kräftigen, kontrolliert aufspielenden Transistoren in der Endstufensektion weiter. Dies bedeutet, so denn die Idee gut umgesetzt wird, ein Maximum an Feinzeichnung (Röhren), kombiniert mit Kraft und (Bass-)Kontrolle (Transistoren).

Beim jüngsten Spross von Pier Audio, dem Modell MS 580 SE, geht dieses Konzept voll auf. Beim MS-580 SE kommen drei Doppeltrioden des Typs 6N11 sowie vier Toshiba-Leistungstransistoren zum Einsatz. Es handelt sich um hochselektierte N.O.S. (New Old Stock)-Röhren. Der Verstärker verfügt über vier Hochpegeleingänge und eine einwandfrei funktionierende Bluetooth-Sektion für Hörer*innen mit einem Faible für gestreamte Musik. Zum Hybridverstärker gesellt sich die Röhren-Phono-Vorstufe-Pier-Audio MM/MC 8, die für alle am Markt erhältlichen MM- und MC-Standardtonabnehmer geeignet ist. Im MC-Bereich kann die Empfindlichkeit zwischen High-Output- und Low-Output-Systemen an der Frontseite eingestellt beziehungsweise umgeschaltet werden. Praktisch. Drei N.O.S.-Röhren (Militärtypen von 1965 und 1970) übernehmen hier die Vorverstärkung. Beide Geräte verfügen über ein VU-Meter, das den jeweiligen Leistungsinput optisch wiedergibt. Dieses kleine Gimmick mit den zappelnden Nadeln in den Leistungsbereichen ist hübsch anzuschauen und auch wunderbar retro.

Phono mm/mc 8

Versprechen die gut verarbeiteten Geräte auch guten Klang? Wir legen mal Platten auf. An Promises (Luaka Bop, 2021) von Floating Points / Pharoah Sanders mit dem London Symphony Orchestra kommt man in diesem Jahr nicht vorbei. Das sehr ruhige, neunsätzige Werk des Electro-Komponisten Sam Shepherd entfaltet sich geduldig, repetitiv und minimalistisch. Das Sanders´sche Saxofon ist frei von den bekannten Free-Ausbrüchen des nunmehr Achtzigjährigen und bringt einen gehörigen Schuss Transzendenz ins musikalische Geschehen. Hier liefert das Franzosenduo Dynamik und Timbre vor einem rabenschwarzen Hintergrund und musiziert ausdrucksstark, mitreißend und mit lässiger Autorität. Der souveräne hochauflösende Charakter der Kombi aus Verstärker und Phonovorverstärker wird den feinen und feinsten Ziselierungen des Werks mehr als gerecht. Großartige, so nie gehörte Musik und eine wegweisende Aufnahme.

Ähnlich minimalistisch, aber aus ganz anderem Holz ist die Erstlings-LP Amapiano Selections von Teno Afrika (Awesome Tapes from Africa, 2020). Entstanden in Townships, ist die südafrikanische Variante der Club-Musik namens Amapiano ein Hybrid aus Deep House, Kwaito-Musik und Jazz. Die Platte verzichtet auf Vocals und zeichnet sich durch eine DIY-Ästhetik aus. Völlig entschlackt blubbern hier Rhythmusmaschine, Sequencer und Synthie-Einsprengsel vor sich hin. Die Musik ist dennoch sehr eingängig und lässt die Wadenmuskulatur zucken, wie es sich für gute House-Musik gehört. Die Piers faszinieren hier durch Sauberkeit und Kontrolle in den unteren Tonlagen und geben den Sounds aus Südafrika eine gehörige Portion Wärme mit auf den Weg.

Summa summarum: Die getestete French Connection besticht durch ihre überzeugende Ruhe, kontrollierte Kraft und Transparenz und ist ein weiterer Beweis dafür, dass exzellentes HiFi mit High-End-Attitüde auch in erschwinglichen Preisregionen zu Hause sein kann. Zwei Genussmaschinen für audiophile Connaisseure, die natürlich auch mit Zuspielern andere Hersteller kombinierbar sind. Der UVP-Preis beläuft sich für den Hybridverstärker MS 50 SE auf 1.399 Euro, der Phonovorverstärker MM/MC 8 kostet 1.199 Euro.

Website:

www.dietmar-hoelper.de