Serious Series

Uferstudios, Berlin

Von Norbert Krampf. Zu den kleinen feinen Berliner Festivals für aktuellen Jazz gehört auch Serious Series. Kuratiert und organisiert von Kathrin Pechlof und Christian Weidner, brachte die jüngste Ausgabe erneut hochkarätige Künstler auf die Bühne der Uferstudios in Berlin-Wedding. Mit diversen Konzepten, von purer Geräuscherzeugung wie bei Magda Mayas und Christine Abdelnour bis zum erzählerischen Songwriter-Elektro-Jazzpop von Ofrin.

Terzic, Gropper, Ixi © Norbert Krampf

Den Festivalauftakt gestaltete Klavierpoet Hubert Nuss mit Bassist Christian Ramond und John Schröder am Schlagzeug. Eine auf den ersten Blick überraschende Konstellation, in der die unterschiedlichen musikalischen Naturelle alsbald markante Gegensätze bildeten. Während Nuss in nahezu allen Stücken, ob Eigenkompositionen oder individuelle Standard-Adaptionen, seinem Ruf als geistreicher Lyriker gerecht und allenfalls auf subtile Art expressiv wurde, kontrastierte Schröder die farbenreiche Eleganz von Nuss und Ramond mit wuchtiger, vermeintlich kaum kontrollierbarer Energie, die sich in Kickdrum-Gewittern und wirbelnden Patterns Bahn brach.

In sich ausbalancierter wirkten die anderen Klaviertrios des Festivals, gleichzeitig hinterließen sie mit unvorhersehbaren Kompositionen und Improvisationen tiefe Eindrücke. Der agile Pianist Antonis Anissegos, Oliver Potratz als variabler Bassist und Ivars Arutyunyan als extrem pointierter Drummer bilden die Band NPC. Sie bewegen sich entlang der Schnittstellen von zeitgenössischem Jazz und Neuer Musik; bei ihrem Auftritt zogen sie viele, auch abstrakte Register der Klangerzeugung. Gezieltes Pausieren einzelner Instrumente verstärkte die Dynamik, die von der Verkettung subtiler Akzente über latente Spannung bis zu überraschenden Ausbrüchen reichte. Nuancierte Einsätze wurden zu Stakkati, sanfte Flüsse zu Stromschnellen, Transparenz zu Komplexität. Die Kunst der Verdichtung beherrscht auch die pan-europäische Solisten-Band Medusa Beats. Jonas Burgwinkel (dr), Benoit Delbecq (p, keyb) und Petter Eldh (b) heben ebenfalls überholte Rollenmuster auf. Sie arbeiten mit engen Verzahnungen und irren Brüchen, Miniaturen und weit ausholenden Soli. Strukturell bleibt das Trio näher am Jazz als NPC, bis hin zur gewitzten Interpretation eines traditionellen Spirituals.

Das größte Ensemble der diesjährigen Ausgabe der Serious Series war die immer wieder imponierende Kombination von Dejan Terzics neu besetzter Band Melanoia und dem virtuosen französischen Streichquartett Ixi, bei dem neben Régis Huby nun Jonas Bernard die 2. Violine spielte. Anders als auf der CD von 2016 präsentierte das äußerst variable Oktett jetzt ausschließlich Eigenkompositionen, die bei aller ziselierten Komplexität stets lebendig bleiben, zumal sie Freiräume für Improvisationen lassen. Neben Terzics Drumpatterns und den atemberaubend flexiblen Streichern setzte der kurzfristig eingesprungene Philipp Gropper starke Akzente. Sein rauchig-erdiger Tenorsaxofon-Ton fügte sich perfekt in das multiple kammermusikalische Klangbild.