Internationale Jazztage

Sonneberg

© Peter Müller

Von Peter Müller. Schon zu DDR-Zeiten gegründet von Peter Wicklein, der bis heute als künstlerischer Leiter fungiert, schreiben die Internationalen Sonneberger Jazztage eine Erfolgsgeschichte. Den Auftakt machte in diesem Jahr das Thilo Wolf Quartett, gekrönt von der faszinierenden Stimme von Johanna Iser. Zwischen den Songs trug der Schriftsteller Ewald Arenz aus seinen Werken vor, Poesie und Musik ergänzten sich zu einer Hommage an authentischen Jazz, Blues und Soul. Der zweite Tag des Festivals steht seit jeher unter dem Motto „Have a Good Time“. Mit sattem Bläserchor und westfälischem Humor eröffneten die Sazerac Swingers einen mitreißenden Jazzabend. Erfrischend anarchisch und frech feierten sie im Lindenhof in Ketschenbach/Neustadt eine fröhliche New-Orleans-Party. Musik so scharf wie der Eintopf, den sie besangen. Parallel dazu verwandelte Carlos Reisch das Auto-Center Sonneberg in eine Blues & Soul Garage.

Den Festivalhöhepunkt gab es am Samstag bei „Jazz in Concert“ im großen Gesellschaftshaus. Zunächst überzeugte das Daniel Hoffmann Quartett aus Weimar mit frischen Arrangements, rhythmischer Präzision und klingenden Improvisationen. Nach diesem höchst transparenten kammermusikalischen Jazz war die Wirkung der Power, mit der Billy Cobham mit seiner minimalistischen Electro-Jazz-Band seine Drum Fantasy auf die Bühne brachte, enorm. Zwei Keyboards mit der Bandbreite vom glasklaren Piano bis zu Klangwolken aus fernen Galaxien, eine wunderbar virtuos singende E-Gitarre und ein unterirdisch groovender E-Bass entführten mit der überdimensionalen Percussion des Kultdrummers Billy Cobham in intergalaktische Klangwelten und Astrosphären. Vibrierende Becken und hämmernde Trommeln konterkarierten mit Stille und romantischen Gitarrenthemen von David Dunsmuir oder Soli der Keyboarder Steve Hamilton und Camelia Ben Naceur. In einer Hommage an seine Heimat spielte Billy Cobham die ganze Palette der Percussion-Instrumente orchestral melodisch aus. Nach großen symphonischen Phantasmagorien, die in einem ekstatischen Rausch mündeten, ernteten Billy Cobham und seine Mitstreiter stehende Ovationen.

Das Abschlusskonzert „The Gospel Experience“ in der Oberlinder Kirche St. Aegidien ist in den vergangenen Jahren zu einer schönen Gewohnheit geworden. Zu Gast waren Peter Mante und sein New Life Gospel Choir mit drei Sängerinnen und einem Sänger. Das Quartett präsentierte sich, begleitet von zwei Keyboards, in transparenter Klarheit und Harmonie des Zusammenklangs in den Chorsätzen. Die Solisten hatten traditionelle und neue Songs im Programm, so Gregor Meyles Song „Du bist das Licht“ und fröhliche tänzerische Lieder aus Südafrika. Nach dem offiziellen Abschluss wurde am Montag mit einem Schulkonzert um den Nachwuchs geworben. Das Konzert von Funky Dumb Stuff aus Thüringen rockte mit Funk ’n‘ Soul den Saal und brachte den Schülern die einzelnen Instrumentengruppen des Ensembles nahe. Einem James-Brown-Medley folgten Songs mit Sängerin Kerstin Radtke und Sänger Frank Sauerbeyl über dem Bigbandsound mit mitreißenden Spitzen der Blechbläser. Die Musiker demonstrierten Funky Wild Life, bevor sie Aretha Franklin gedachten und mit dem coolen Duett „Miss Madison“ ihr Konzert beendeten.