Sebastian Scotney

The London Column

Ich weiß nicht, was los war – eigentlich ein ruhiges Wochenende. Plötzlich juckte es mir in den Fingern, und ich fing an, über Jazz zu bloggen.“ Das habe ich ein paar Freunden am Samstag, dem 10. Januar 2009, geschrieben. Ich hatte eine Vorbesprechung verfasst, in der ich über Ian Shaws geplante Auftritte im Londoner Jazzclub Pizza Express Dean Street berichtete. Einen seiner Gäste, Liane Carroll, beschrieb ich als „Gesangswunder – ein Phänomen“. Das war der Beginn von LondonJazz News. Im Januar 2019 feiern wir deshalb das 10-jährige Bestehen der Website. Zehn Jahre! Und Ian Shaw tritt im Januar wieder im Pizza Express auf. Da ist es klar, wo die Feier stattfindet. Liane und Ian werden im Pizza Express Dean Street dabei sein.

In diesen zehn Jahren haben wir fast 9000 Artikel von mindestens 300 Mitarbeitern veröffentlicht. Darunter sind viele bekannte Musiker. Heute mache ich das nicht mehr allein; um mich herum hat sich ein großartiges Team versammelt. Peter Bacon ist Editor-at-Large und wir machen die Redaktion zusammen – bisher ohne echten Streit. Romy Summers kümmert sich um das Marketing, informiert unsere Anzeigenkunden und stellt sicher, dass sie zufrieden sind und bei uns bleiben. Catherine Ford koordiniert unsere Rezensenten, und Rob Edgar produziert die Rohfassung unseres Newsletters, der jeden Mittwoch um die gleiche Zeit, nämlich um 8 Uhr morgens, erscheint.

Jamie Cullum hat vor einiger Zeit etwas wirklich Nettes über uns gesagt: „LondonJazz News hält mich auf dem Laufenden und wird von Leuten betrieben, die die Musik lieben und der passionierten Gemeinde der Jazz-Liebhaber einen Dienst erweisen wollen. Unentbehrlich!“ 2015 wurde die Website mit dem Jazz Media Preis der Parliamentary Jazz Awards ausgezeichnet.

Trotz ihres Namens behandelt die Website nicht nur Musik in London, nicht nur Neues und nicht nur Jazz. Der Weg bis heute ist eine fantastische Erfahrung gewesen. Es ist mir wichtig, Musikern die Gelegenheit zu geben, selbst ihre Geschichte zu erzählen. Der Bassist Michael Janisch sagte einmal, ich hätte „Musikern eine Stimme in der Jazzpresse gegeben.“ Das war mir selbst noch gar nicht so klar gewesen. Kontrabassisten haben eben eine schnelle Auffassungsgabe.

Unsere meistgelesenen Artikel wecken traurige Erinnerungen. Es sind Nachrufe auf in London lebende Musiker, die plötzlich und unerwartet verstarben. Im Jahr 2010 Chris Dagley, der Haus-Schlagzeuger im Ronnie Scott’s, 2015 der Klavier-Virtuose John Taylor, 2012 der aus New Orleans stammende Trompeter Abram Wilson und 2011 der inspirative junge Trompeter und Promoter Richard Turner.

Die Jazzszene in London ist heute sehr viel bekannter als damals, als wir anfingen. Hier ist immer etwas los. Kommt uns besuchen!


Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website www.londonjazznews.com.