The London Column

Sebastian Scotney

Innerhalb von drei Tagen sind Anfang Dezember 2018 zwei für die Londoner Jazzszene einflussreiche Männer verstorben. Obwohl sehr unterschiedliche Charaktere, hatten sie eins gemeinsam: Beide hoben einen kleinen, aber wichtigen und erfolgreichen Jazzclub aus der Wiege – Clubs, die für unsere Jazzszene wegweisend wurden und in denen bis heute fast jeden Abend Musik zu hören ist.
Peter Boizot, der Gründer der Restaurantkette Pizza Express, starb mit 89 Jahren. Als er 1965 mit Mitte 30 sein erstes Pizza-Restaurant in Soho eröffnete, hatte er schon eine bunt gescheckte Karriere hinter sich: Nach Wehrdienst und Geschichtsstudium arbeitete er erst als Journalist, dann im Marketing für Nestlé. Das Konzept seines Restaurants war bald so erfolgreich, dass die Pizza-Express-Kette entstand, die seit 1993 an der Londoner Börse gehandelt wurde. Als lebenslanger Jazzfan förderte er mit seinem Einfluss und mit finanziellen Mitteln die Londoner Jazzszene. In Soho eröffnete er 1969 den
PizzaExpress Jazzclub in Dean Street, später gründete er eine Jazzzeitschrift und initiierte das Soho Jazz Festival. Der Jazz war jedoch nicht seine einzige Passion. Er wurde auch zu einem wichtigen Sponsor für den Sport und investierte Millionen in den Fußballklub seiner Heimatstadt Peterborough. Sein Versuch, für die Liberaldemokraten ins britische Unterhaus zu ziehen, war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Der Journalist Peter Vacher schrieb in seinem Nachruf: „Peter war sprunghaft, großzügig, impulsiv, immer dynamisch und manchmal irritierend, aber ein großartiger Gefährte und Wegbereiter für den Jazz.“
Der ebenfalls im Dezember mit 76 Jahren verstorbene David Mossman war der Begründer des
Vortex-Clubs, der zuerst seine Türen im Nordlondoner Stadtteil Stoke Newington öffnete. Auch er hatte eine bunt gescheckte Karriere hinter sich, in der ein gesunder Überlebensinstinkt wichtig war: Er fuhr Taxi, betätigte sich als Buchhändler und war begeisterter Bergsteiger. Während Boizot ein Mann für den großen Entwurf war, widmete sich Mossmann eher dem Detail, stand selbst hinter der Bar und – wie der Gitarrist Phil Robson sich erinnert – war sich zum Beispiel nicht zu gut, selbst hinter einem Taschendieb herzurennen und ihn zu stellen. Mossmans große Stärke war sein Flair und die Vielfalt des Programms im Vortex zu seiner Zeit. Viele Jazzmusiker sind ihm heute noch dankbar und gaben dieser Dankbarkeit in den Tagen nach seinem Dahinscheiden Ausdruck.

Jazzjournalist Sebastian Scotney betreibt die Website www.londonjazznews.com, die derzeit ihr zehnjähriges Bestehen feiert.