
© Michael Geißler
3 Tage Jazz
Saalfelden
Von Reiner Schwing. Von Saalfelden-Intendant Mario Steidl ist die Aussage überliefert: „Wenn am Ende des Festivals jemand zu mir käme und sagte, ihm hätten ausnahmslos alle Konzerte sehr gut gefallen, hätte ich das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.“ So gesehen, hätte man Steidl nach der achten Ausgabe von „3 Tage Jazz“, dem kleinen Ableger des großen Festivals im August, fast einen groben Fehler attestieren müssen. Sieben der acht Programmpunkte genügten hohen und höchsten Ansprüchen, aber es gab ja auch noch AHL6. Dem österreichischen Sextett mangelte es zwar nicht an brauchbaren Ideen, doch geriet deren Umsetzung derart brav und hüftsteif, dass ein Klassenunterschied zu den davor und danach auftretenden Formationen deutlich wurde.

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Most Valuable Player des Festivals war der schwedische Bassist Petter Eldh, der gleich an drei Höhepunkten maßgeblichen Anteil hatte. Schlagzeuger Gard Nilssen gelang mit einer um drei Saxofonisten aufgestockten Extended Version seines langjährigen Trios Acoustic Unity eine fulminante Lehrstunde, wie man Komplexität und Freiheitsdrang, Intensität und Subtilität nahtlos verbindet. Im Klaviertrio Enemy mit Pianist Kit Downes verblüffte nicht nur, wie unverbraucht die häufigste Instrumentenkombination im Jazz in den richtigen Händen immer noch klingen kann, sondern auch wie selbstverständlich neben Eldh auch der für den regulären Enemy-Drummer James Maddren eingesprungene Antoine Pierre die Musik in jedem Takt interaktiv mitgestaltete. Downes staunte selbst: „Wir spielen diese Musik seit zehn Jahren – Antoine seit gerade 60 Minuten. Unglaublich, oder?“. Beim erstmaligen Zusammentreffen mit Laura Jurd gelang Eldh gar eine Sternstunde intimer Kommunikation. Die englische Trompeterin überzeugte auch mit ihrem eigenen Quartett, dessen freie Improvisationen immer wieder in verblüffend stimmige Grooves mündeten.

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Für Auftakt und Schlusspunkt des Festivals sorgten Formationen, die in jeweils einzigartiger Instrumentierung eher kammermusikalische Varianten erkundeten: Das Trio Velvet Revolution mit Daniel Erdmann (ts), Théo Ceccaldi (vi) und Jim Hart (vib) tat dies mit viel unkonventioneller Raffinesse, das Duo von Asja Valčić (vc) und Raphael Preuschl (b-ukulele) eher in Schönklang schwelgend. Bei Sun-Mi Hong schließlich beeindruckte der feinsinnige Detailreichtum der Kompositionen, die sie ihrem Quintett auf den Leib geschrieben hatte.

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Die koreanische Schlagzeugerin wird auch im August wieder mit von der Partie sein, dann mit ihrem eher freieren Spielweisen verpflichteten BIDA Orchestra. Auf das große Sommer-Event bezieht sich auch das Eingangszitat. Klar, wer mit Hauptprogramm und Nebenreihen Dutzende von Konzerten zu kuratieren hat, kann höheres Risiko gehen und auch mal eine bewusste Provokation setzen. Erste potenzielle Highlights verriet Steidl bereits: Ingebrigt Håker Flaten und Alfred Vogel werden neue Projekte präsentieren – die Carte Blanche der Festivaleröffnung geht diesmal an Tenorsaxofonist Leonhard Skorupa. Man darf gespannt sein.

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