APPLAUS Award

Volkstheater Rostock

© Michelle Dynio

Von Jan Kobrzinowski. Seit elf Jahren wird mit dem APPLAUS Award ein Spielstättenpreis verliehen, der zu den höchstdotierten Bundeskulturpreisen gehört. Dank Initiative Musik und den Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien standen dem APPLAUS 2024 Preisgelder in Höhe von rund 1,6 Mio. € zur Verfügung, die sich auf 90 Einzelpreise von 10.000 bis 45.000 € verteilten. In einer kämpferischen Rede setzte sich die Geldgeberin selbst, Kulturministerin Claudia Roth, gleich zu Beginn der Award-Veranstaltung im Rostocker Volkstheater dafür ein, dass dies auch in Zukunft so bleiben möge. In den Kategorien „Beste Livemusikprogramme”, „Beste Livemusikspielstätten“ und „Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen“ wurde jeweils eine Spielstätte zusätzlich mit undotierten Hauptpreisen ausgezeichnet. Darüber hinaus vergaben die drei Fachjurys Auszeichnungen in den Kategorien Awareness, Inklusion und Nachhaltigkeit.

Drei Live-Acts, die Hinterlandgang, das Olga Reznichenko Trio und 24/7 Diva Heaven, sorgten für das, um was es eigentlich ging: die Musik; während die Journalistin und DJane Gesine Kühne als Moderatorin durch den Abend führte. Die Aftershow-Party stieg im bereits 2023 APPLAUS-ausgezeichneten Peter-Weiss-Haus, in unmittelbarer Nachbarschaft des Volkstheaters.

Die wichtigste Botschaft des APPLAUS 2024 ist die Unterstützung für die „Kleinen“, die in der Provinz dafür sorgen, dass dort das Clubleben nicht eingeht, was nicht nur kulturpolitisch, sondern auch für den demokratischen Konsens im Land wichtig ist. Diejenigen, welche die Clubkultur auch in „unwirtlicheren“ Gegenden aufrechterhalten und dort für Diversität, kulturelle Vielfalt, Inklusion und Nachhaltigkeit eintreten. Dort, wo Kulturbetrieb auf leidenschaftlicher Privatinitiative beruht, z.B. von einem wie Eckhard Schleiermacher, dem Gründer des Saxstall im sächsischen Pohrsdorf, fällt ein Preis in Höhe von 45.000 € ins Gewicht. Die Jazzmusikerin Antonia Hausmann bedankte sich in ihrer Laudatio bei Schleiermacher für die familiäre, freundliche Atmosphäre des Konzertortes. Dessen wortkarge Antwort: „Ich mache doch eigentlich nur, was mir Spaß macht.“ Aber es macht eben auch anderen Spaß, nicht nur wenn jemand Devotionalien zum Thema Saxofon sammelt, sondern auch mit 100 Konzerten im Jahr Auftrittsmöglichkeiten schafft und ein treues Publikum beglückt. Einer der Preise für kleine Spielstätten/Konzertreihen ging an das Forum Improvisierter Musik (F.I.M.) in Frankfurt am Main. Ein Zwei-Mann-Betrieb führt dort die von Alfred Harth und Christoph Korn gegründete Initiative weiter, um verschiedenen Ausdrucksformen der freien Improvisationsmusik eine Bühne zu geben.

Der APPLAUS zeigt, dass es bei Inklusion nicht nur um Barrierefreiheit geht, sondern um gesellschaftliche Teilhabe. Clubs können Vorbilder sein, wichtige Impulse für gesellschaftlichen Wandel hin zu einer ökologisch nachhaltigen Musiklandschaft geben. Bei der Kategorie Awareness geht es um Schutzräume für marginalisierte Gruppen im Cluballtag, Vorbeugung von sexualisierter Gewalt, Übergriffen und Diskriminierung.

Natürlich muss eine Jury auch die „Großen“ berücksichtigen. Kein APPLAUS also ohne Auszeichnungen für domicil, Unterfahrt, Ella & Louis, u.a. für deren besonders gute Programmgestaltung. Zeichen setzten allerdings Hauptpreise für den familiär betriebenen Bahnhof Bad Kötzting in der Oberpfalz, das selbstverwaltete alternative Wohn- und Kulturprojekt VL / Ludwigstraße 37 in Halle (Saale), das Mahagoni Kollektiv in Konstanz, das sich für Inklusion und Toleranz einsetzt – und das ist auch gut so.

Website:

http://www.applaus-award.de/