Cologne Jazzweek
Köln

© Niclas Weber
Von Jan Kobrzinowski. Ein wesentlicher Grund, weshalb sich in Köln ein Jazzfestival von internationalem Rang etabliert hat, heißt Janning Trumann. Mit Sachverstand, Orga-Talent und Gespür für die richtigen Connections vereint er Entscheidendes in einer Person. Ihm zur Seite stehen viele engagierte Leute mit Verständnis für improvisierte, neue Musik in- und außerhalb der Jazzstadt Köln. Geld braucht es auch – das kommt von Stadt, Land und Sponsoren, auch vom Bund, denn man arbeitet zusammen mit dem Deutschen Jazzpreis. Daneben gibt es den Förderverein Freundeskreis Cologne Jazzweek e.V. Auch organisatorisch passt einiges zusammen: das NICA Artist Development, mit dem die Jazzweek ein Exchange-Abkommen hat, die Kölner Jazzkonferenz (KJK), der WDR. Aber all das ginge nicht ohne die vielen jungen, inzwischen etablierten Kreativen, an deren Szene immer mehr Wahlkölner*innen andocken, einschließlich internationaler Gäste von Rang, die gerne kommen, weil sie wissen, dass man hier gut behandelt wird und auf erstklassige Mitstreiter*innen stößt, die heiß auf neue Projekte sind. So ist die Jazzweek immer auch ein Festival von und für Musiker*innen, aber es kommen alle, auch die vielzitierte grauhaarige Jazzliebhaber*innen-Gemeinde.
2024 war die Jazzweek auch ein Festival der größeren Besetzungen. Das BundesJazzOrchester, einer der Pools, aus denen hierzulande Nachwuchs geschöpft wird, eröffnete im Stadtgarten (leider zeitgleich mit der offiziellen Eröffnung in der Philharmonie mit Salomea und Genevieve Artadi) mit einem prallvollen Bigband-Programm aus anspruchsvollen Kompositionen und Arrangements der Leiterin Hendrika Entzian. Sun-Mi Hong fuhr an gleicher Stelle ihr famos frei agierendes BIDA Orchestra auf, Sebastian Gramss ließ mit großer Spielfreude Meteoriten hageln, reich an Dynamik und Imaginationskraft. Christian Achim Kühn ließ es open air mit Kuhn Fu krachen: Funpunk, Kraut- und Balkanjazz mit Gitarrentrio und fünf Hörnern.

© Niclas Weber
Im Saal der Hochschule für Musik fand eine echte Gala statt: zwei erwartet intensive Auftritte mit dem Ambrose Akinmusire Quartet und dem Trio des ebenfalls amerikanischen Gastes Samora Pinderhughes mit seinen zerbrechlich-leidenschaftlichen und auch politisch engagierten Songs, bereichert durch das EOS Chamber Orchestra. In gleich drei Kirchen konnte man erleben, wie natürliche Raumakustik und Amplifikation sich bei Solo- und Duoauftritten bereichern (z.B. Kalle Kalima & Mareike Wiening, von deren Gitarre/Drum-Kollaboration man sicher bald mehr hört). In Loft, Artheater, CBE, Bumann gab es, je nachdem, reinste Club- bzw. Jazzclub-Kultur. Auf jeder Jazzweek kann man spätabends im JAKI-Keller des Stadtgartens erleben, was neu und aktuell ist, vor allem elektro-akustisch, manchmal tanzbar, aber stets experimentell (z.B. Plants Heal, improvisierter Live-Rave mit Keyboarder Dan Nicholls und Drummer Dave de Rose samt Videokunst).

© Niclas Weber
Ein Highlight im Filmhaus: Unionen, schwedisch-norwegisches Allstar-Ensemble mit Ståle Storløkken, Petter Eldh, Gard Nilssen und Multibläser Per Texas Johansson. kombinierte nordische Impro-Tradition mit Jazzrock-Power. Großartig frei und ungebunden: Horst-&-Gretl-Will-Stipendiums-Preisträger Leif Berger mit Neon Dilemma, aus dem einer der besten Solisten des Festivals herausragte: Robert Landfermann am Bass. Am Schluss startete die Jazzweek noch einmal durch mit so unterschiedlichen Acts wie Immanuel Wilkins, fire! Orchestra, Alexander Schlippenbach, Jakob Bänsch, Craig Taborn, Y-Otis u.v.a.m.