Rivertone – Jazz and more
Straubing
Von Jean Stand. Die Verlegung des ursprünglich sommerlichen Festivals in Niederbayern in den November war eigentlich dem Termin der Fußball-EM im Lande zu verdanken. Am Ende schien es sich für Rivertone in Straubing allerdings zu lohnen, in diesem Jahr ein November-Wochenende zu nutzen, um einen bunten Strauß „Jazz and more“ zu binden.
Der Aufmacher des Festivals am Freitag war ganz klar die renommierte SWR Big Band mit den charismatischen Frontleuten Götz Alsmann, Ida Sand und Torsten Goods. Zunächst bereitete allerdings der Pianist Bene Aperdannier den Boden für einen Abend mit feiner jazzorientierter Musik. Als Überraschungsgast veredelte seine Ehefrau Lily Dahab den Auftritt des Trios. Die argentinische Sängerin war dem Straubinger Stammpublikum schon von ihrem Auftritt bei Rivertone-Ausgabe 2018 bekannt.
Gewissermaßen in einem Gig schon das gesamte Jazz-and-more-Konzept mit Leben zu füllen, indem man ein brillantes Jazzorchester mit Stars garniert, von denen einer sich obendrein perfekt als Conférencier vom Dienst eignet – das gehörte offenbar zum Plan von Festivalchefin Karin Vuskovic – Götz Alsmann wurde seiner Rolle als Brückenbauer des Konzepts gerecht. Bigband-Leader Magnus Lindgren glänzte auch als Solist auf Saxofon und Flöte, und Ida Sand und Torsten Goods an der Gitarre gedachten mit ihrem Duett „Workin‘ Day And Night“ des kürzlich verstorbenen Quincy Jones.
Für den Festival-Samstag war Rivertone dann bei der Planung ein echter Coup gelungen: Man konnte den international bekannten deutsch-spanischen Popmusiker Álvaro Soler für einen Auftritt gewinnen. Dessen Vorhaben, positive Vibes, Sommerfeeling und Charme im tristen November zu versprühen, glückte voll und ganz. Der Frauenschwarm verursachte verknäuelte Schlangen vor der Straubinger Joseph-von-Fraunhofer-Halle und sorgte als Publikumsmagnet dafür, dass sich auch ansonsten vielleicht nicht unbedingt jazzaffine Menschen zum diesjährigen Straubinger Festival aufmachten (man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass am Samstag mehrheitlich Mütter mit ihren Töchtern anwesend waren).
Karin Vuskovic steht zu ihrem Konzept. „Wir haben bei Rivertone für jede*n etwas dabei. Gestern Bigband-Jazz, heute Pop, das zieht, und morgen noch Soul und Funk“, so sagte sie vor den laufenden Kameras des Lokalfernsehens. Dem spanischen Popstar vorgeschaltet war ein Auftritt des jungen Songkünstlers Enkay aus Frankfurt, der seine teils nachdenklichen, gefühligen Deutschpop-Nummern zum ersten Mal vor großer Kulisse zum Besten gab.
Die finnische Sängerin Ina Forsman war ebenfalls zum zweiten Mal in Straubing. Sie eröffnete mit ihrer Band den letzten Rivertone-Tag mit funkigem Soul und Rhythm & Blues. Und was kann es für einen passenderen Festivalabschluss geben als die Nils Landgren Funk Unit, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Der Mann mit der roten Posaune erwies sich mit seiner famosen Band einmal mehr als Garant für Groove und Feelgood-Music.